Das Wichtigste in Kürze
Das erwartet Sie hier
Wie Sie trotz Besuch einer Psychotherapie eine Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) abschließen und ob die BU bei psychischen Erkrankungen zahlt.
Inhalt dieser SeiteDie Psyche als Ursache für Berufsunfähigkeit
Die Statistiken der Krankenkassen weisen seit Jahren einen kontinuierlichen Anstieg der Fehlzeiten wegen psychischen Erkrankungen aus. Der Grund dafür sind nicht zuletzt die Anforderungen der Arbeitswelt, denen viele Menschen nicht gewachsen sind. Auf dauerhafte Überlastung reagieren sie irgendwann mit:
- chronischer Erschöpfung,
- Depressionen
- oder einem Burnout.
Im ungünstigsten Fall kann daraus eine Berufsunfähigkeit resultieren.
Was gilt als psychische Erkrankungen?
- Psychosen
- Depressionen
- Shizophrenien
- Bipolare Störungen
- Angst- und Zwangsstörungen
Psyche deutlich häufigste Ursache
Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) gibt auf der Grundlage einer Befragung seiner Mitglieder aus dem Jahr 2016 an, dass 32 Prozent aller Fälle von Berufsunfähigkeit durch Nervenleiden und psychische Erkrankungen verursacht werden. Im Vergleich zu allen anderen Krankheitsbildern bilden psychische Erkrankungen damit die häufigste Ursache für Berufsunfähigkeit.
Wenig Chancen mit psychischen Vorerkrankungen
Antragsteller mit psychischen Vorerkrankungen gehören aus Sicht der Versicherer zu einer Hochrisikogruppe, bei der der Eintritt des Versicherungsfalles sehr wahrscheinlich ist. Wer sich aktuell in einer Psychotherapie befindet, wird kaum eine Chance haben, eine Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) abzuschließen. Auch früheren Psychotherapien stehen die Versicherer häufig skeptisch gegenüber. Falls der Antrag auf Berufsunfähigkeitsversicherung trotzdem akzeptiert wird, kann der Versicherungsbeitrag durch entsprechende Risikoaufschläge beträchtlich steigen. Alternativ werden psychische Erkrankungen als Leistungsgrund für die Berufsunfähigkeitsversicherung vertraglich ausgeschlossen. Mehr dazu im Abschnitt ‚BU trotz Psychotherapie möglich?‘.
Berufsunfähigkeitsversicherung als Vorsorge in gesunden Zeiten
Eine Berufsunfähigkeitsversicherung sorgt dafür, dass die finanzielle Existenzgrundlage auch bei schweren gesundheitlichen Einschränkungen nicht verlorengeht. Optimal ist, wenn die Berufsunfähigkeitsversicherung so früh abgeschlossen wird, wo noch keine Vorerkrankungen bestehen. Im Gegensatz zu anderen Versicherungsformen bietet eine Berufsunfähigkeitsversicherung auch bei psychischen Leiden zuverlässigen Schutz.
Wichtig ist lediglich, dass die Erkrankung vor dem Abschluss der Berufsunfähigkeitsversicherung nicht bekannt war und der Versicherte folglich auch keine Psychotherapie in Anspruch nehmen musste. Zudem sind die Einstiegsbeiträge für junge, gesunde Versicherte besonders niedrig, was sich während der gesamten Laufzeit der Berufsunfähigkeitsversicherung als finanzieller Vorteil auswirkt.
Zahlt meine Berufsunfähigkeitsversicherung, wenn ich eine Psychotherapie in Anspruch nehmen muss?
Wenn eine Psychotherapie erst nötig wird, wenn die Berufsunfähigkeitsversicherung bereits besteht und vor dem Vertragsabschluss nachweislich keine psychischen Erkrankungen bestanden, leistet der Versicherer in der Regel und zahlt die Berufsunfähigkeitsrente aus. Voraussetzung ist, dass die psychische Erkrankung die Berufsfähigkeit zu mind. 50 Prozent für mind. 6 Monate mindert. Die ärztlichen Bescheinigungen sollten in jedem Fall dem Leistungsantrag beigefügt werden.
Vertragsbedingungen genau prüfen
Trotzdem sollten Versicherungsnehmer in diesem Punkt sehr genau auf die Vertragsgestaltung achten. Eine Berufsunfähigkeitsversicherung versichert den aktuellen oder überwiegend ausgeübten Beruf. Allerdings können die Versicherer diese Leistungspflicht beschränken, wenn in den Vertrag eine konkrete oder abstrakte Verweisung aufgenommen wird. In diesem Fall muss die Versicherung erst zahlen, wenn der Versicherte weder in der Lage ist, den im Vertrag versicherten Beruf noch eine andere Arbeitstätigkeit mit einer mehr als 50-prozentiger Einschränkung auszuüben. Im Hinblick auf künftige psychische Erkrankungen ist es besonders wichtig, dass der Versicherungsvertrag diese Verweisungen nicht enthält, da psychische Probleme sehr häufig arbeitsbezogen sind und durch den ausgeübten Beruf verursacht werden.
Bekomme ich trotz Psychotherapie eine Berufsunfähigkeitsversicherung?
In der Vergangenheit war es kaum möglich, nach einer früheren Psychotherapie einen Vertrag für eine Berufsunfähigkeitsversicherung zu bekommen. Heute stellt sich die Situation etwas differenzierter dar.
Unsere Tipps zum BU-Abschluss trotz Psychotherapie im Überblick
- Darauf achten, dass der Betrachtungszeitraum der Versicherer nach der letzten Therapiebehandlung liegt.
- Anonyme Risikovoranfrage durch unabhängige Experten wie uns bei mehreren Versicherern stellen.
- Mehrere Angebote für eine Berufsunfähigkeitsversicherung anfordern und vergleichen (beispielsweise mithilfe unseres Tarifvergleichs).
- Mithilfe einer unserer BU-Experten abwägen: Kommt ein Risikozuschlag oder Leistungsausschluss infrage?
- Wenn der BU-Abschluss nicht klappt: Über Alternativen informieren.
Einmalige psychische Behandlung
Etwas bessere Voraussetzungen haben Antragsteller, bei denen die psychische Erkrankung und die deshalb erforderliche Psychotherapie ein einmaliges Ereignis waren. In diesem Fall besteht die Möglichkeit einer Versicherung unter Normalbedingungen, wenn es sich beispielsweise um eine Therapie aufgrund eines Todesfalls in der Familie handelte. Auch können bei kurzer und einmaliger Therapie ein Leistungsausschluss von psychischen Erkrankungen vereinbart werden.
Psychotherapeutische Behandlungen sind verjährt
Waren Sie aufgrund einer psychischen Erkrankung in Therapie, brauchen Sie dies möglicherweise nicht in der Gesundheitsprüfung angeben. Denn wie für andere Vorerkrankungen, gilt auch für psychische Leiden eine Verjährung – in der Regel für die letzten fünf oder zehn Jahre. Liegen Ihre Besuche beim Psychotherapeuten über einen solchen Zeitraum zurück, gelten sie als verjährt und dürfen fortan nicht mehr bei der Beurteilung Ihres Antrags berücksichtigt werden. Ihre Chancen auf Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung dürften durch die Verjährung erheblich steigen.
Leistungsausschluss von psychischen Erkrankungen
Das Ausschließen von psychischen Erkrankungen als Ursache für Berufsunfähigkeit ist sehr kritisch zu sehen. Hier kommt es stark darauf an, wie der Versicherer psychische Erkrankungen definiert und welche Krankheiten konkret ausgeschlossen werden. Viele psychische Leiden stehen mit körperlichen Beeinträchtigungen im Zusammenhang. Die Auswirkungen sind im Vorfeld kaum einschätzbar. Aus diesem Grund verzichten einige Versicherer in der Praxis darauf, bei psychischen Erkrankungen überhaupt die Option Leistungsausschluss anzubieten.
Wann eine Berufsunfähigkeitsversicherung nicht mehr möglich ist
Für Antragsteller, die sich in einer laufenden Psychotherapie befinden, stehen die Chancen für den Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung nach wie vor ausgesprochen schlecht. Das Gleiche gilt, wenn in der Vergangenheit bereits mehrere Psychotherapien nötig waren.
So bewerten Berufsunfähigkeitsversicherer eine Psychotherapie
Wie eine in Anspruch genommene Psychotherapie vor Versicherungsabschluss gewertet wird, hängt oftmals von der Art und Ausprägung der Erkrankung ab. Auch bewerten die Versicherungsgesellschaften unterschiedlich, weshalb es stets eine Einzelfallentscheidung ist. Grundsätzlich ist bei einem BU-Antrag mit Psychotherapie ein Abschlussbericht der Therapie notwendig.
Bewertung der Psychotherapie
- Abgeschlossene Psychotherapie: Je nach Grund der Behandlung Annahme unter Normalbedingungen oder Beitragszuschlag. Genaue Prüfung notwendig.
- Laufende Psychotherapie: Hier kann das Risiko einer Berufsunfähigkeit durch psychische Leiden nicht eindeutig genug abgeschätzt werden. Daher erfolgt häufig eine Zurückstellung durch den Versicherer. Dies bedeutet, dass die Bewertung und Entscheidung des BU-Versicherers erst stattfindet, wenn die Therapie beendet und das Restrisiko einschätzbar ist.
So können psychische Vorerkrankungen bewertet werden
Eingehende Prüfung erforderlich | Angst-/Zwangsstörung, Bulimie, Depressionen, Chronisches Müdigkeitssyndrom, Stress-/Erschöpfungszustand, Burnout-Syndrom, Psychosomatische Beschwerden |
Prüfung mit psychiatrischem Befundbericht | Neurosen, Persönlichkeitsstörung, Suizidversuch |
Annahme unwahrscheinlich, evtl. mit Erschwerung | Bestehende Psychosen |
Ablehnung | Demenz |
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Das fragen die Versicherer in der Gesundheitsprüfung
Mit dem Antrag auf Berufsunfähigkeitsversicherung müssen Sie eine Gesundheitsprüfung durchführen. Diese besteht aus einem Fragebogen mit Gesundheitsfragen zu Ihrer Krankengeschichte, Beschwerden, Operationen und gefährlichen Hobbys, denen Sie eventuell nachgehen.
Bezüglich psychischer Erkrankungen und Depressionen fragen Versicherer in der Regel folgendes:
- „Bestehen oder bestanden in den letzten X Jahren* Krankheiten der Psyche (auch Angststörung, Essstörung, Schlafstörungen [mehr als 5-mal im Monat], Erschöpfungszustände, Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom, Selbsttötungsversuch)?“
- „Sind Sie in den letzten X Jahren von Ärzten, Psychologen, Krankengymnasten oder Heilpraktikern über die bereits gemachten Angaben hinaus untersucht, beraten oder behandelt worden?“
Beantworten Sie diese Frage mit „Ja“, müssen Sie genauere Angaben mit Einzelheiten zur Diagnose, Zeitpunkt und Behandlung machen.
*Der Betrachtungszeitraum kann je nach Anbieter variieren. Häufig sind 3, 5 oder 10 Jahre.
Mehr zu typischen Gesundheitsfragen in der BU
Betrachtungszeiträume beachten
Eine Möglichkeit, nach einer früheren Psychotherapie eine Berufsunfähigkeitsversicherung zu bekommen, ergibt sich außerdem aus den Zeiträumen, die für die Beantwortung der Gesundheitsfragen vorgesehen wird. Die Versicherungsgesellschaften sehen dafür meist Fristen von 5 oder 10 Jahren vor. Alle gesundheitlichen Beeinträchtigungen und Behandlungen – also auch Psychotherapien – müssen für den abgefragten Zeitraum wahrheitsgemäß und vollständig angegeben werden. Eine Psychotherapie, die Versicherte vor dem Beginn der Abfragefristen in Anspruch genommen haben, fällt dagegen nicht unter die Pflichtangaben. Auf die Aufnahme in die Berufsunfähigkeitsversicherung spielt eine frühere Psychotherapie dann keine Rolle mehr, da sie nicht angegeben werden muss. Betroffene sollten daher darauf achten, dass Sie einen Antrag bei einem Anbieter stellen, der für die Fragen zur Psyche einen kurzen Zeitraum vorsehen.
Experten-Tipp:
„Eine frühere Psychotherapie, die in den von der Versicherung abgefragten Zeitraum fällt, darf bei der Beantwortung der Gesundheitsfragen auf keinen Fall verschwiegen werden. Ansonsten kann der Versicherer bei einer eingetretenen Berufsunfähigkeit die Versicherungsleistung grundsätzlich verweigern. Das Recht zur Leistungsverweigerung besitzen die Versicherungsgesellschaften in solchen Fällen nicht nur bei Berufsunfähigkeit wegen einer psychischen Erkrankung, sondern auch aus jedem anderen gesundheitlichen Grund. Versicherte hätten in solch einem Fall ihre vorvertragliche Anzeigepflicht verletzt.“
Anonyme Risikovoranfrage bei Psychotherapien
Wenn ein Versicherer den Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung wegen psychischer Erkrankungen und einer psychotherapeutischen Behandlung ablehnt, haben die Betroffenen meist auch keine Chance mehr, eine Berufsunfähigkeitsversicherung von einem anderen Anbieter zu erhalten. Die Ablehnungen werden in einer gemeinsamen Datenbank, dem Hinweis- und Informationssystem (HIS) gespeichert, auf die alle Versicherungsgesellschaften Zugriff haben.
Um eine Ablehnung zu vermeiden, bietet sich eine anonyme Risikovoranfrage bei mehreren Versicherungen an. Möglicherweise wird auf diesem Weg auch eine Versicherung gefunden, die trotz Psychotherapie zur Absicherung der Berufsunfähigkeit bereit ist.
So können wir Ihnen helfen
Unsere unabhängigen und erfahrenen Experten für die Berufsunfähigkeitsversicherung können für Sie diese anonyme Voranfrage durchführen. Dabei kennen sie den Versicherungsmarkt und die Versicherungsgesellschaften so gut, dass sie abschätzen können, bei welcher Gesellschaft die Chancen für Sie am besten stehen. Kontaktieren Sie uns direkt oder fordern Sie Ihr kostenfreies Angebot an.
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Berufsunfähigkeitsversicherung mit vereinfachten Gesundheitsfragen
Als Aktionsangebote bringen verschiedene Versicherer Berufsunfähigkeitsversicherungen mit vereinfachten Gesundheitsfragen auf den Markt. Möglicherweise ergibt sich aus einem solchen Angebot die Chance, trotz einer früheren Psychotherapie eine Berufsunfähigkeitsversicherung zu erhalten. Aufgelegt werden diese Angebote allerdings fast ausschließlich für jüngere Versicherte bis zum Alter von 45 Jahren, die außerdem mit einer reduzierten Versicherungssumme rechnen müssen. Dafür umfassen die Gesundheitsfragen keine Angaben zu früheren psychischen Behandlungen. Nach laufenden Therapien wird allerdings gefragt.
Mehr zur BU ohne Gesundheitsfragen
Weitere mögliche Ursachen für Berufsunfähigkeit
Die häufigsten Fragen zur Berufsunfähigkeitsversicherung und Psychotherapie
Welche psychischen Erkrankungen führen zur Berufsunfähigkeit?
Stresserkrankungen wie Burnout oder Depressionen können zur Berufsunfähigkeit führen. Generell bilden psychische Erkrankungen die Nummer 1 Ursache für Berufsunfähigkeit.
Wann verjähren Gesundheitsfragen zur Psyche?
Die meisten Berufsunfähigkeitsversicherer fragen nach Krankheiten der Psyche der letzten 5 oder 10 Jahre. Dies ist von Anbieter zu Anbieter unterschiedlich.
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