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Kann man durch Internetsucht berufsunfähig werden und zahlt die Berufsunfähigkeitsversicherung in einem solchen Fall?
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Kann man durch Internetsucht berufsunfähig werden und zahlt die Berufsunfähigkeitsversicherung in einem solchen Fall?
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Ist Internetsucht eine Krankheit?
Die digitale Revolution hat unser Zusammenleben in den letzten 25 Jahren radikal verändert, und die Veränderung hält weiterhin an. Nicht nur in der Freizeit, sondern auch im Berufsleben haben sich digitale Technologien vor allem in der Kommunikation durchgesetzt. Weder Jugendliche noch Erwachsene können heute noch ohne Computer und Smartphones in Schule, Ausbildung, Studium oder Beruf auskommen.
Internetsucht zählt seit 2018 zu den Suchterkrankungen
Mit diesen großen Umwälzungen in der Art, wie wir kommunizieren, gehen auch neue Krankheitsbilder einher. Da Internetsucht in der Natur der Sache liegend noch eine relativ neue Erscheinung ist, war ihr Status als Krankheit lange unklar. Inzwischen zeichnet sich jedoch eindeutig ab, dass Internetsucht international als Krankheit anerkannt wird. So wurde im Jahr 2018 die Diagnose (Internet) Gaming Disorder in die 11. Revision der International Classification of Diseases (ICD-11) aufgenommen.
Dieser Katalog der Weltgesundheitsorganisation (WHO) erfasst alle weltweit bekannten Krankheiten und dient allen in der Medizin Tätigen als Referenz. Die Diagnose bezieht sich zwar in erster Linie auf das Spielen am Computer, kann aber auch unspezifisch vergeben werden. Es herrscht weitgehende Einigkeit darüber, dass (Online-)Spielsucht zu den sogenannten „stoffungebundenen Suchterkrankungen“ oder auch „Verhaltenssüchten“ zählt, da die Muster hier sehr ähnlich sind wie bei anderen Suchterkrankungen.
Gaming-Sucht bisher am meisten erforscht
Die Anzahl der Studien steigt stark an, da es klar zu sein scheint, dass es einen Bedarf an Information, Präventionsmaßnahmen und Therapien zu diesem Thema gibt. So ist längst bekannt, dass nicht nur das Spielen, sondern auch die Nutzung von Sozialen Medien, Online-Shopping oder Online-Glücksspiel zu Suchtverhalten führen kann. Diese konkrete Ausprägung der Internetsucht ist jedoch aktuell noch weniger erforscht als die Gaming-Sucht.
Was sind die Symptome von Internetsucht?
Die Definition der (Internet) Gaming Disorder wird von verschiedenen Symptomen abhängig gemacht. Wenn 5 oder mehr davon zutreffen, und länger als ein Jahr lang bestehen, spricht man von Gaming Disorder. Ob dasselbe für Internetsucht im Sinne von Aufenthalt in sozialen Netzwerken gilt, ist noch nicht abschließend geklärt (Quelle).
- (Online-)Spiele beherrschen dauerhaft die Gedanken
- Wenn das Spielen verhindert wird (durch Internetausfall o.ä.) zeigen sich Entzugserscheinungen, z.B. Unruhe und Gereiztheit
- Das Bedürfnis, immer mehr zu spielen, wächst
- Kontrollverlust: Die betroffene Person will zwar weniger oder nicht mehr spielen, schafft es aber nicht
- Frühere Hobbys werden vernachlässigt oder ganz aufgegeben
- Dritte Personen werden absichtlich über das Ausmaß des Problems getäuscht
- Die Flucht in die Online-Welt dient dazu, negativen Gefühlen zu entkommen (beispielsweise Angst oder Hilflosigkeit)
- Beziehungen zu anderen Menschen in der Offline-Welt werden vernachlässigt oder ganz aufgegeben, Arbeit oder Ausbildung wird gefährdet
- Es wird weiter exzessiv online gespielt, obwohl ein Bewusstsein für das Problem besteht
Wechselwirkungen mit anderen psychischen Erkrankungen
In zwei Studien von 2011 und 2013 des Bundesgesundheitsministeriums zeigt sich, dass Internetabhängigkeit häufig mit anderen psychischen Krankheiten einhergeht bzw. häufiger Menschen betrifft, die eine Neurodivergenz aufweisen (Quelle).
AD(H)S
Die Aufmerksamkeitsdefizit- bzw. Hyperaktivitätsstörung (AD(H)S) wird normalerweise im Kindesalter diagnostiziert, da es sich um eine Neurodivergenz handelt, die nicht heilbar ist und die einen Menschen normalerweise das ganze Leben begleitet. Es gibt jedoch auch Fälle, in denen diese erst im Erwachsenenalter erkannt wird. Betroffene haben häufig Probleme damit, sich über längere Zeit zu konzentrieren, sind hyperaktiv und haben Schwierigkeiten sich zu organisieren. Zu den Symptomen kann jedoch auch Hyperfokussierung gehören, sodass die Betroffenen, wenn sie ein Thema interessiert, sich über lange Zeiträume hinweg ausschließlich auf eine Sache konzentrieren und kaum abzulenken sind. Die Symptome von AD(H)S sind bei jedem Menschen unterschiedlich.
Depressionen
Depressionen sind eine häufige psychische Erkrankung, die ca. 10 Prozent der Bevölkerung betrifft. Betroffene leiden u.a. unter Antriebslosigkeit, Schlafstörungen, Konzentrationsproblemen und Müdigkeit. Auch hier ist jedoch die Ausprägung der Krankheit individuell unterschiedlich.
Autismus
Autismus ist eine Neurodivergenz, die meist im Kindesalter diagnostiziert wird. Dies ist aber in Ausnahmefällen auch im Erwachsenenalter noch möglich, da sich der Autismus bei manchen Menschen nicht sehr auffällig äußert bzw. von diesen lange Zeit kompensiert wird. Autismus kann individuell sehr unterschiedlich ausgeprägt sein, weshalb man auch von Autismus-Spektrum-Störung spricht. Betroffene haben zum Beispiel Probleme in den Bereichen soziale Interaktion und Kommunikation, haben sehr spezifische Interessen und/oder atypische Verhaltensmuster.
Angststörungen
Unter dem Begriff Angststörungen werden verschiedene Krankheitsbilder zusammengefasst. Hierzu gehören z.B. soziale Ängste, Panikstörungen oder generelle Angst, die ohne spezifischen Auslöser auftritt. Je nachdem, wie stark die Angststörung ist, können Betroffene große Probleme in ihrem täglichen Leben bekommen und durch sie erheblich eingeschränkt werden. Virtuelle Welten können dann als Zufluchtsort dienen.
Berufsunfähig durch Internetsucht?
Es ist vorstellbar, dass Internetsucht so stark ausgeprägt sein kann, dass sie zu Berufsunfähigkeit führt. In der heutigen Zeit ist es in den meisten Jobs so gut wie unmöglich, ohne einen PC mit Internetanschluss zu arbeiten. So gesehen können Betroffene es kaum vermeiden, im Berufsleben mit dem Internet in Kontakt zu kommen und so mit ihrer Sucht konfrontiert zu werden.
Mehr zum Thema: Wann ist man berufsunfähig?
Liegt eine Kombination mit anderen psychischen Erkrankungen vor?
Wenn die Sucht so ausgeprägt ist, dass dann kein normales Arbeiten mehr möglich ist, ist es durchaus denkbar, dass Betroffene als berufsunfähig gelten und dies von Versicherern auch anerkannt werden könnte. Sicherlich hängt dies auch in hohem Maße davon ab, ob mit dem Problem der Internetsucht noch andere psychische Probleme einhergehen. Ob also eine Berufsunfähigkeitsrente bei Internetsucht bezahlt werden wird, hängt von der konkreten ärztlichen Diagnose, dem individuellen Fall und dem Versicherer ab.
Kriterien für Berufsunfähigkeit müssen erfüllt sein
Generell gilt, dass eine Berufsunfähigkeitsrente dann bezahlt wird, wenn der Versicherte über eine Dauer von mehr als 6 Monaten hinweg zu mehr als 50 Prozent nicht mehr im gewohnten Beruf arbeiten kann. Dies muss für den Leistungsantrag von ärztlicher Seite aus bestätigt werden.
Experten-Tipp:
„Aufgrund einer Internetsucht unter die Berufsunfähigkeit zu fallen, ist eher unwahrscheinlich. Ein Arzt müsste bescheinigen, dass man aus genau diesem Grund seinen Beruf nicht mehr ausüben kann und dies würde noch entsprechend geprüft werden. Möglicherweise ist die Internetsucht auch ein Symptom einer anderen psychischen Erkrankung wie einer Depression.“
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Internetsucht betrifft nicht nur Jugendliche
Die höchste Zahl von Fällen von Internetsucht gibt es bei Jugendlichen zwischen 14 und 16 Jahren. In dieser Gruppe sind etwa 4 Prozent internetabhängig. Bei Jungen dominieren dabei vor allem die (Online-)Spiele, während Mädchen sich mehr in sozialen Netzwerken aufhalten. Durch Smartphones und die ständige Verfügbarkeit des Internets hat sich dieses Problem in den letzten Jahren weiter verschärft.
Studien haben gezeigt, dass sich die Hirnaktivität von Menschen beim Computerspielen ähnlich verändert wie bei Drogenabhängigen oder Glücksspielsüchtigen. Spiele oder soziale Medien bieten dem Gehirn schnelle Erfolgs- und Belohnungserlebnisse an, die im Offline-Leben möglicherweise nicht so leicht erreichbar sind.
Digitaler Wandel im Berufsleben
Wichtig herauszustellen ist jedoch, dass Internetsucht auch Erwachsene betrifft. So wird es auch im Berufsleben – natürlich je nach Tätigkeit – immer wichtiger, sich in sozialen Netzwerken darzustellen und dort zu partizipieren. Ein weiteres Problem ist die in vielen Berufen permanent geforderte Erreichbarkeit. So besteht eine Gefahr, dass Konzentrationsstörungen entstehen, weil man permanent von Meldungen des E‑Mail-Programms, von Twitter, Facebook oder LinkedIn abgelenkt wird. Sorgen machen sollte man sich natürlich jedoch erst, wenn die im Abschnitt „Symptome der Internetsucht“ genannten Faktoren auftreten, man es also beispielsweise nicht mehr schafft, das Smartphone willentlich zur Seite zu legen.
Wie kann man Internetsucht vorbeugen?
Risikofaktoren für Internetsucht sind z.B. soziale Ängste, schlechte Beziehungen zu den Eltern, ein geringes Selbstwertgefühl, Arbeitslosigkeit und Einsamkeit. Präventionsangebote gibt es bisher kaum.
Möglichkeiten zur Vorbeugung:
- Online-Zeit bewusst einschränken, also z.B. nur nach bestimmten Zeitplänen überhaupt online gehen
- gezielt andere Freizeitaktivitäten planen
- regelmäßige Smartphone-freie Tage einführen
- genügend schlafen
- soziale Ängste oder andere Probleme, die vielleicht der Auslöser für die Internetsucht sein könnten, angehen
Weitere mögliche Ursachen für Berufsunfähigkeit
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