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Wie die Klage- beziehungsweise Prozessquoten verschiedener Versicherer aussehen und ob Sie diese in Ihre Entscheidung für einen Anbieter einbeziehen sollten.
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Wie die Klage- beziehungsweise Prozessquoten verschiedener Versicherer aussehen und ob Sie diese in Ihre Entscheidung für einen Anbieter einbeziehen sollten.
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Klagequote: Wie oft muss die Berufsunfähigkeitsrente eingeklagt werden?
Was ist die Klagequote?
In Medienberichten ist öfter zu hören, dass Berufsunfähigkeitsversicherer im Leistungsfall alles versuchen, um die vereinbarte Rente nicht auszahlen zu müssen. Das ist nicht notwendigerweise der Fall, aber es stimmt, dass es immer wieder zu Prozessen kommt. Diese können sich unter Umständen jahrelang hinziehen – ein Beispiel dafür finden Sie in diesem Video.
Die Klagequote ist eine Kennzahl, die dabei helfen soll, zu beurteilen, wie zuverlässig ein Versicherer wirklich zahlt. Sie bildet ab, über wie viele Leistungsfälle Gerichtsverfahren geführt werden (eine Quote von 2 Prozent bedeutet beispielsweise, dass in 2 von 100 Fällen ein Prozess geführt wurde). Man muss sich jedoch die Frage stellen, ob diese Zahl wirklich aussagekräftig genug ist, um daraus ein Urteil abzuleiten.
Rechtsstreit mit dem Versicherer – wie geht das aus?
2019 wertet das Analysehaus Franke und Bornberg anhand von Stichproben aus, wie Prozesse im Jahr 2017 ausgehen. Wie auch in den Vorjahren ist der häufigste Ausgang ein Vergleich mit dem Versicherer. Dass der Versicherungsnehmer gewinnt, ist der seltenste Ausgang.
Vergleich | 64 % |
Versicherer gewinnt | 25 % |
Versicherer verliert | 11 % |
Häufigster Streitpunkt 2019: Psychische Erkrankungen
Laut der Umfrage werden 2017 bei 5,5 Prozent aller Leistungsprüfungen gesonderte Gutachten in Auftrag gegeben. 60 Prozent dieser Gutachten werden für Fälle von psychischen Erkrankungen als Ursache für Berufsunfähigkeit eingeholt.
Häufig lehnen Versicherer die Leistung ab, weil sie keine Berufsunfähigkeit gegeben sehen. Auch Rücktritte oder Anfechtungen oder zu kurze Prognosezeiträume (also eine voraussichtlich zu kurz andauernde Berufsunfähigkeit) sind häufige Gründe. Seltener sind Vertragsbedingungen wie eine Ausschlussklausel oder konkrete oder abstrakte Verweisung das Problem.
„Die Versicherung zahlt ja doch nicht, wenn ich sie brauche!“ – stimmt das?
Ein Großteil der Deutschen hegt großes Misstrauen gegenüber den Versicherern und glaubt, dass die Versicherung im Ernstfall nicht leistet und sich mit Hilfe von Klauseln und Regelungen vor der Zahlung der vereinbarten Berufsunfähigkeitsrente drücken wird. Auch sind rund 41 Prozent überzeugt, dass die Versicherung bei einem selbstverschuldeten Unfall nicht zahlt.
Das stimmt so aber nicht. Erhebungen der Klagequote zeigen, dass Zahlungsweigerungen seitens der Versicherer deutlich seltener sind, als viele vermuten. Es ist allerdings sehr wichtig, die Fragen bei der Gesundheitsprüfung wahrheitsgemäß und vollständig zu beantworten. Werden hier falsche Angaben gemacht, kann dies tatsächlich dazu führen, dass die Versicherung die Zahlung verweigert.
Hohe Klagebereitschaft der Berufsunfähigkeitsversicherung
Auch wenn es nicht stimmt, dass sich Versicherer bei jeder Gelegenheit der Zahlung verweigern, gehört die Berufsunfähigkeitsversicherung zu den Versicherungszweigen, in denen am häufigsten geklagt werden muss, um eine Leistung des Versicherers zu erwirken. Das bedeutet, dass viele Versicherer die Zahlung einer Berufsunfähigkeitsrente ablehnen, obwohl der Verlust der Arbeitskraft attestiert wurde und obwohl sich der Versicherte keiner vorvertraglichen Anzeigepflichtverletzung schuldig gemacht hat.
Klagequoten: Berufsunfähigkeitsversicherer im Vergleich
Prozessquoten von 2020
2021 wertete die Rating Agentur Morgen & Morgen die Prozessquoten mehrerer großer Berufsunfähigkeitsversicherer aus und berücksichtigte dabei nur Prozesse, die:
- aufgrund von abgelehnten Leistungen vom Versicherungsnehmer angestoßen wurden
- bei denen der Versicherungsnehmer keinen Erfolg hatte.
Versicherer | Klagequote in % |
---|---|
Nürnberger | 0,95 |
R+V | 1,40 |
Axa | 1,52 |
Stuttgarter | 1,94 |
LV 1871 | 2,03 |
Volkswohl Bund | 2,23 |
Zurich | 2,54 |
Württembergische | 3,07 |
Signal Iduna | 3,46 |
Inter | 10,00 |
Helvetia | 11,54 |
Barmenia | 0,59 |
Continentale | 0,77 |
HDI | 0,77 |
Swiss Life | 0,85 |
Alte Leipziger | 0,86 |
die Bayerische | 0,91 |
Deutsche Ärzteversicherung | 0,96 |
Ergo | 0,97 |
Hannoversche | 1,29 |
Allianz | 1,5 |
Gothaer | 3,21 |
VPV | 3,37 |
Condor | 7,04 |
CosmosDirekt | 7,09 |
WWK | keine Angabe |
Auch interessant: Die Leistungsquote von Berufsunfähigkeitsversicherern
Neben der Prozessquote der Versicherer können Sie auch deren Leistungsquote vergleichen – auf unserer Seite zum Thema finden Sie die Leistungsquoten verschiedener Versicherer sowie eine Erläuterung zu deren Aussagekraft.
Wie sinnvoll ist die Klagequote als Auswahlkriterium?
Das sollten Sie bei der Betrachtung der Prozessquote beachten
Die Leistungsablehnung durch den Versicherer trifft den Versicherten in einer Situation, in der er schon gesundheitlich kaum in der Lage ist, einen langwierigen Prozess durchzuhalten. Außerdem kann er nicht am Erwerbsleben teilnehmen und verliert somit sein Einkommen. Eine hohe Klagequote spricht deshalb tendenziell gegen einen Versicherer.
Trotzdem darf die Klagequote nicht das einzige Entscheidungskriterium bei die Wahl eines Anbieters sein, denn es gibt einige Faktoren, die ihre Aussagekraft einschränken:
- Ein Versicherer kann auch mit tatsächlich unberechtigten Ansprüchen konfrontiert sein, und hat dann die Pflicht, die gesamte Versicherungsgemeinschaft vor Betrug zu schützen. Sonst würden die Versicherungsprämien für alle steigen
- Bei der Prozessquote handelt es sich um eine Momentaufnahme.
- Zudem hängt die Klagequote auch davon ab, wie neu ein Versicherer am Markt ist.
- Ein weiterer wichtiger Faktor ist, wie die Versicherungsbedingungen ausgestaltet sind. Wenn diese ungünstig für die Versicherten sind, dann werden diese aufgrund schlechter Erfolgsaussichten auch weniger oft klagen.
- Die Quote zeigt nicht, ob die Leistung befristet oder unbefristet anerkannt wurde.
- Nicht jede Gesellschaft veröffentlicht Zahlen: Vergleiche von Prozessquoten wie der map-Report basieren auf Daten, die von den Gesellschaften auf freiwilliger Basis veröffentlicht werden. Nicht jeder Versicherer stellt Zahlen zur Verfügung. Die Bekanntgabe solcher Daten spricht für den Versicherer, der zumindest für eine erhöhte Transparenz bei der Auswahl der passenden Berufsunfähigkeitsversicherung sorgt.
- Zudem nutzt die niedrige Prozessquote nichts, wenn man nicht auf andere Kriterien achtet. Die Klagequote sollte darum auf keinen Fall das einzige Kriterium sein, nach dem eine Versicherung ausgewählt wird.
Gute Testergebnisse – hohe Klagequote
Es gibt mehrere Beispiele für Versicherer, die für besonders leistungsstarke Tarife bekannt sind und in unabhängigen Tests gut abschneiden, aber die gleichzeitig hohe Klagequote haben oder vorübergehend hatten.
Wichtigere Auswahlkriterien für die Berufsunfähigkeitsversicherung
Eine Berufsunfähigkeitsversicherung ist eine sehr individuelle Angelegenheit, da Anforderungen und Kosten vor allem von der eigenen persönlichen Situation abhängen. Das Wichtigste sollte also sein, darauf zu achten, dass der Versicherer die Leistungen bietet, die man sich wünscht: z.B.
- eine ausreichend hohe Berufsunfähigkeitsrente
- eine Nachversicherungsgarantie oder Dynamik
- vorteilhafte Bedingungen wie den Verzicht auf die abstrakte Verweisung
Fazit
Gerade bei der Berufsunfähigkeitsversicherung kommt es häufiger zum Rechtsstreit darüber, ob die Versicherung leisten muss. Anhand der Prozessquote kann man vergleichen, wie oft das bei einzelnen Anbietern der Fall ist. Allerdings gibt es gute Gründe, wieso Sie vorsichtig dabei sein sollten, sich bei der Wahl eines Versicherers an der Prozessquote zu orientieren. Wichtiger ist, dass Sie die Versicherungsbedingungen genau lesen und einen Tarif mit vorteilhaften Konditionen wählen.
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