Das Wichtigste in Kürze
Das erwartet Sie hier
Wann und wie die Berufsunfähigkeitsrente ausgezahlt wird, wie lange Sie die BU-Rente erhalten und wann der Versicherer nicht zahlt.
Inhalt dieser SeiteWann wird die Berufsunfähigkeitsversicherung ausgezahlt?
Haben Sie eine Berufsunfähigkeitsversicherung abgeschlossen, können Sie unter den folgenden Voraussetzungen mit der Auszahlung der Berufsunfähigkeitsrente rechnen:
Leistungsantrag notwendig
Damit Sie Ihre Berufsunfähigkeitsrente erhalten, müssen Sie bei Ihrer Berufsunfähigkeitsversicherung zuerst einen Leistungsantrag stellen. Der Versicherer fordert im Anschluss daran in der Regel eine Einschätzung Ihrer Ärzte über den Umfang und die Dauer Ihrer Einschränkungen an sowie weitere Dokumente, um Ihren Zustand zu bewerten. Danach wird Ihr Anspruch geprüft.
Wie lange dauert es bis zur ersten Auszahlung?
Da der Berufsunfähigkeitsversicherer Ihren Anspruch auf die Berufsunfähigkeitsrente erst prüft, kann es bis zur Auszahlung der ersten Rente unter Umständen eine Weile dauern – manchmal sogar bis zu sechs Monate oder mehr.
Laut dem Gesamtverband der Versicherer (GDV) lagen 2021 durchschnittlich zwischen Antragsstellung und Entscheidung des Versicherers 96 Tage, also rund drei Monate (Quelle: GDV). Das Analyseunternehmen Franke und Bornberg kommt zu einem anderen Ergebnis: Ihre Auswertungen 2023 ergeben eine durchschnittliche Dauer von sechs Monaten (Quelle: Franke und Bornberg)
Wie lange die Bearbeitung eines Antrags genau dauert, hängt immer vom Einzelfall und den individuellen gesundheitlichen Beschwerden ab. Denn ein Antrag mit einer eindeutigen Diagnose, etwa Krebs, kann deutlich schneller bearbeitet werden als einer, mit einem nicht so eindeutigen Krankheitsbild wie einer Depression. Im Rahmen der Prüfung kann es allerdings auch zu einer Ablehnung Ihres Leistungsantrags kommen.
Karenzzeit in der Berufsunfähigkeitsversicherung
Haben Sie mit Ihrem Versicherer eine sogenannte Karenzzeit vereinbart, wird Ihnen Ihre Berufsunfähigkeitsrente erst nach dieser vorher vereinbarten Zeitspanne ausgezahlt. Die Karenzzeit kann beispielsweise sechs Monate betragen oder auch zwei Jahre. Mehr zur Karenzzeit und wie sie sich von der Wartezeit unterscheidet, lesen Sie hier:
Alles Wichtige zur Warte- und Karenzzeit
Rückwirkende Auszahlung
Viele Versicherer zahlen die Berufsunfähigkeitsrente auch rückwirkend aus, und zwar bis zu dem Zeitpunkt, an dem die Berufsunfähigkeit eingetreten ist. Auch wenn der Versicherer Ihre Berufsunfähigkeit also erst Monate später anerkennt, erhalten Sie nachträglich Ihre Berufsunfähigkeitsrente. Allerdings bietet nicht jede Berufsunfähigkeitsversicherung dies an. Ob Sie bei Ihrer BU-Versicherung auch rückwirkend Leistungen erhalten können, können Sie in den Versicherungsbedingungen nachlesen.
Wie wird die Berufsunfähigkeitsrente ausgezahlt?
Während Sie die Beiträge zur BU prinzipiell auch jährlich zahlen können, wird Ihnen die Berufsunfähigkeitsrente immer monatlich ausgezahlt. Die BU-Rente erhalten Sie dann direkt auf Ihr Bankkonto. Wie viel Berufsunfähigkeitsrente Sie erhalten, hängt davon ab, was Sie beim Vertragsabschluss mit dem Versicherer vereinbart haben.
Wie lange wird die BU ausgezahlt?
Wie lange zahlt die Berufsunfähigkeitsversicherung?
Die BU ist in der Regel keine Versicherung bis an Ihr Lebensende. Denn grundsätzlich kann die BU-Rente nicht über das gesetzliche Renteneintrittsalter hinaus ausgezahlt werden. Aber auch schon vor diesem Zeitpunkt endet in vielen Fällen der Bezug der Berufsunfähigkeitsrente. Hier sehen Sie die häufigsten Gründe:
Gründe, warum BU-Leistungen enden | Prozent |
---|---|
Ablauf der Leistungsdauer (z. B. Erreichen des Renteneintrittsalters) | 53 % |
Verbesserter Gesundheitszustand/Aufnahme einer Tätigkeit | 27 % |
Tod | 12 % |
Ablauf der Vereinbarung/Befristung | 5 % |
Konkrete Verweisung | 3 % |
In den meisten Fällen erhalten Sie also eine BU-Rente entweder so lange, bis Sie Ihren zuletzt ausgeübten Beruf wieder zu mehr als 50 Prozent ausüben können – also nicht mehr berufsunfähig sind – oder bis zum Ende der vereinbarten Vertragslaufzeit.
Dem Analysehaus Franke und Bornberg zufolge erhalten Berufsunfähige durchschnittlich sechs Jahre eine BU-Rente (Quelle: Franke und Bornberg).
Nachprüfung durch den Versicherer
Versicherer können, nachdem sie Ihre Berufsunfähigkeit anerkannt haben, regelmäßig prüfen, ob Ihre Berufsunfähigkeit noch besteht. Ergibt eine solche Nachprüfung, dass die Voraussetzungen für eine Berufsunfähigkeit nicht mehr vorliegen, kann die Zahlung der Berufsunfähigkeitsrente eingestellt werden.
Wie muss die Auszahlung versteuert werden?
Die BU-Rente ist grundsätzlich steuerpflichtig. Wie viel Steuern Sie jedoch auf die BU-Rente zahlen müssen, kann nicht pauschal beantwortet werden. Es hängt hauptsächlich davon ab, in welcher Form Sie die BU abgeschlossen haben:
BU als private Altersvorsorge
Haben Sie die BU als private Altersvorsorge abgeschlossen, müssen Sie nicht die gesamte BU-Rente, sondern nur den Ertragsanteil versteuern. Der Ertragsanteil ist gesetzlich festgelegt und abhängig von der Dauer der Berufsunfähigkeit. Grundsätzlich gilt: Je länger Sie voraussichtlich BU-Rente erhalten, umso höher ist der Ertragsanteil. Wenn Sie unter dem Steuerfreibetrag liegen, ist die Auszahlung der BU aber steuerfrei. Besteht Ihr Einkommen ausschließlich aus der Berufsunfähigkeitsrente, fallen daher unter Umständen keine Steuern an.
BU als staatlich geförderte Altersvorsorge
Haben Sie Ihre BU mit einer betrieblichen Altersvorsorge abgeschlossen oder als Zusatzversicherung zum Rürup- oder Riester-Vertrag, müssen Sie die BU-Rente voll oder zu einem hohen Anteil versteuern.
Mehr dazu, wie sich die Berufsunfähigkeitsversicherung in der Steuer verhält, erfahren Sie hier:
Dann zahlt die Berufsunfähigkeitsversicherung nicht
20 Prozent aller Anträge auf eine Berufsunfähigkeitsrente werden laut dem Gesamtverband der Versicherer (GDV) nicht bewilligt. Es gibt vielfältige Ablehnungsgründe:
Gründe für die Ablehnung einer BU-Rente | in Prozent |
---|---|
Nichterreichung des versicherten BU-Grads | 49 % |
Sonstige Gründe | 15 % |
Keine Reaktion des Kunden | 14 % |
Verletzung der vorvertraglichen Anzeigepflicht | 11 % |
Anfechtung bzw. Betrugsfall | 7 % |
Ausschlussklauseln | 3 % |
Konkrete Verweisung | 0,5 % |
Abstrakte Verweisung | 0,3 % |
Was Sie tun können, wenn eine Versicherung nicht zahlt
Verletzung der vorvertraglichen Anzeigepflicht
Wenn Sie eine Berufsunfähigkeitsversicherung beantragen, müssen Sie immer im Rahmen einer Gesundheitsprüfung Fragen zu Ihrer Gesundheit beantworten. Haben Sie hier falsche Angaben gemacht, zahlt die Berufsunfähigkeitsversicherung in der Regel wegen einer sogenannten vorvertraglichen Anzeigepflichtverletzung keine Berufsunfähigkeitsrente.
Ausschlussklauseln
Der Versicherer zahlt auch keine BU-Rente, wenn die Berufsunfähigkeit aufgrund einer Vorerkrankung oder Unfallfolgen eintritt, die bei Vertragsabschluss durch sogenannte „Ausschlussklauseln“ vertraglich ausgeschlossen wurde.
Konkrete und abstrakte Verweisung
Enthält Ihr BU-Vertrag eine sogenannte abstrakte Verweisung, kann der Versicherer Sie auf einen anderen Beruf verweisen, den Sie theoretisch trotz Ihrer Einschränkungen noch ausüben können. Dieser Beruf muss zwar Ihren Kenntnissen, Fähigkeiten und Ihrer bisherigen Lebensstellung entsprechen, kann aber in einem komplett anderen Tätigkeitsbereich liegen. In diesem Fall muss der Versicherer keine Berufsunfähigkeitsrente auszahlen – unabhängig davon, ob Sie diesen Beruf dann auch wirklich ausüben. Eine abstrakte Verweisung kann also Ihre Chance auf eine BU-Rente senken. Achten Sie daher am besten schon bei Vertragsabschluss darauf, dass auf solche Klauseln und Regelungen verzichtet wird.
Kein Eintritt des Leistungsfalls
Werden Sie bis zum Ende der Vertragslaufzeit nicht berufsunfähig, dann findet auch keine Auszahlung der Berufsunfähigkeitsrente statt. Ihre Beiträge werden Ihnen nicht zurückgezahlt. Kündigen Sie Ihre Berufsunfähigkeitsversicherung, erhalten Sie die bis dahin eingezahlten Beiträge ebenfalls nicht zurück.
Tarife mit Beitragsrückgewähr
Eine Ausnahme bilden Tarife mit einer sogenannten Beitragsrückgewähr. Bei ihnen wird ein Teil der von Ihnen eingezahlten Beiträge am Kapitalmarkt angelegt. Die so erwirtschaftete Rendite wird, wenn am Ende der Vertragslaufzeit kein Leistungsfall eingetreten ist, ausgezahlt. Diese Tarife sind in den meisten Fällen allerdings nicht empfehlenswert, da sie teurer sind als normale Tarife und nur ein Bruchteil der Beiträge zurückerstattet wird. Mehr dazu lesen Sie hier:
Gibt es in der Berufsunfähigkeitsversicherung Geld zurück?
Gesetzliche Rente löst BU-Rente ab
Sie können nicht gleichzeitig eine private Berufsunfähigkeitsrente und die gesetzliche Altersrente beziehen. Beide Renten schließen einander aus. Anders sieht es jedoch bei der staatlichen Erwerbsminderungsrente aus: zusätzlich zu dieser können Sie eine private Berufsunfähigkeitsrente erhalten. Diese wird auch nicht auf Ihre Erwerbsminderungsrente angerechnet.
Wenn Sie berufsunfähig sind, zahlen Sie in der Regel nicht mehr in die gesetzliche Rentenversicherung ein. Sorgen Sie privat dennoch weiterhin finanziell fürs Alter vor. Sonst kann es sein, dass Sie im Anschluss an die BU-Rente nur eine geringe Altersrente erhalten.
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