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Was eine betriebliche Berufsunfähigkeitsversicherung ist, welche Modelle es gibt und was die Vor- und Nachteile sind.
Inhalt dieser SeiteWas ist eine betriebliche Berufsunfähigkeitsversicherung?
Betriebliche BU – So wird der Vertrag geschlossen
Eine Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) kann nicht nur privat, sondern prinzipiell auch als betriebliche BU über den Arbeitgeber abgeschlossen werden. Der Vertrag einer betrieblichen BU kann auf zwei Wegen zustande kommen:
Bei der wohl häufigsten Variante einer betrieblichen BU handelt der Arbeitgeber die Konditionen aus und ist der Vertragspartner des Versicherers. Versichert sind jedoch die Angestellten.
Seltener ist, dass der Arbeitgeber den vertraglichen Rahmen schafft und die Konditionen für die Mitarbeiter aushandelt, die Arbeitnehmer dann aber selbst Vertragspartner der Versicherung sind. Direkte finanzielle Vorteile gibt es in dieser Version weder für Arbeitnehmer noch Arbeitgeber. Auch wenn Arbeitnehmer davon profitieren können, dass die für die Gruppe ausgehandelten Konditionen besser sind als die, die sie bei einem individuellen Vertrag bekommen hätten.
Ihre Optionen: nur BU oder als Zusatzversicherung
Es gibt zwei Arten der betrieblichen Berufsunfähigkeitsversicherung:
Wie viel kostet eine betriebliche BU?
Was eine Berufsunfähigkeitsversicherung kostet, ist schwer pauschal zu beantworten. Die Höhe der Beiträge richtet sich auch bei der betrieblichen BU etwa nach Ihrem Alter, dem Gesundheitszustand oder der gewünschten Rentenhöhe. Grundsätzlich gibt es aber drei Möglichkeiten, wie eine betriebliche Berufsunfähigkeitsversicherung finanziert wird:
BU: Mit diesen Kosten müssen Sie rechnen
Keine Kosten
Sie zahlen nichts: 100 Prozent des Beitrags werden vom Arbeitgeber gezahlt. Dieser kann sie als Betriebsausgaben von der Steuer absetzen.
Die Hälfte der Kosten
Sie zahlen die Hälfte, denn Arbeitgeber und Mitarbeiter teilen sich die Kosten. Arbeitgeber können ihren Anteil als Betriebsausgabe absetzen und sparen Lohnnebenkosten.
Steuerersparnis durch Gehaltsumwandlung
Sie tragen über die Entgeltumwandlung die Kosten: Der Beitrag für die BU wird direkt von Ihrem Bruttogehalt abgezogen. So müssen Sie nur auf dieses reduzierte Bruttogehalt Steuern und Sozialabgaben zahlen und sparen also. Auch Ihr Arbeitgeber spart so Sozialabgaben. Diese muss er mindestens an Sie als Arbeitgeberzuschuss weitergeben.
Warum bieten Arbeitgeber eine betriebliche Berufsunfähigkeitsversicherung an?
Indem Arbeitgeber eine betriebliche Berufsunfähigkeitsversicherung anbieten, können sie sich im Wettbewerb um kompetente Arbeitskräfte von der Konkurrenz abheben und Mitarbeiter an das Unternehmen binden. Der Aufwand hält sich oft in Grenzen. Auch kleine Unternehmen können eine betriebliche Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen. Es entstehen allerdings auch Haftungsrisiken.
So funktioniert die Entgeltumwandlung
Lohnt sich eine Berufsunfähigkeitsversicherung überhaupt?
Bieten Ihnen Ihr Arbeitgeber an, eine betriebliche Berufsunfähigkeitsversicherung abzuschließen, fragen Sie sich womöglich, ob diese überhaupt sinnvoll ist. Diese Zahlen und Fakten können Ihnen bei Ihrer Entscheidung helfen:
Eine Berufsunfähigkeitsversicherung hat gegenüber der gesetzlichen Erwerbsminderungsrente folgende Vorteile: Sie leistet bereits, wenn Sie Ihrem letzten Beruf zu mehr 50 Prozent nicht mehr länger nachgehen können und nicht erst, wenn Sie weitreichender arbeitsunfähig sind. Sie können die Rentenhöhe bei Vertragsabschluss individuell festlegen. Fachleute empfehlen dabei in der Regel eine BU-Rente über 1.000 Euro. Zudem werden rund 80 Prozent aller Anträge auf einer BU-Rente bewilligt (Quelle: Gesamtverband der Versicherer).
Vorteile einer betrieblichen BU
Chance auf (bessere) BU bei Vorerkrankungen
Wer eine private Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen will, muss einen umfangreichen Fragenkatalog zu seiner Gesundheit beantworten. Vorerkrankungen oder andere Risikofaktoren beeinflussen, ob der Versicherer höhere Beiträge (Risikozuschlag) verlangt, bestimmte Ursachen der Berufsunfähigkeit vom Versicherungsschutz ausschließt (Leistungsausschluss) oder den Antrag ablehnt. Im Vergleich dazu sind die Gesundheitsfragen bei der betrieblichen Berufsunfähigkeitsversicherung stark vereinfacht. Arbeitnehmer, die eine BU aufgrund von Vorerkrankungen nur mit Abstrichen oder gar nicht abschließen können, haben daher mit einer betrieblichen BU die Chance, doch noch Versicherungsschutz zu erhalten. Insbesondere bei großen Arbeitgebern genügt oft eine sogenannte Dienstobliegenheitserklärung. Typische Fragen sind dabei:
Auch ist der Aufwand für die Beantwortung der Gesundheitsfragen geringer, da hier keine Recherchen nötig sind, um der vorvertraglichen Anzeigepflicht zu genügen.
Experten-Tipp:
Betriebliche BU – oft nur in großen Unternehmen
„Der durchschnittliche Arbeitnehmer in deutschen Unternehmen ist meist Mitte 40 Jahre oder älter. Für ihn wird der Abschluss einer privaten Berufsunfähigkeitsversicherung immer schwieriger, er ist meistens deutlich teurer oder oft gar nicht mehr möglich. Durch die stark reduzierten Gesundheitsfragen in der betrieblichen Berufsunfähigkeitsversicherung erhält aber fast jeder Arbeitnehmer noch eine Chance auf eine BU. Auf diesem Weg kann in der Regel eine Berufsunfähigkeitsrente von 1.500 bis zu 2.500 Euro vereinbart werden. Allerdings bieten Versicherer betriebliche Berufsunfähigkeitsversicherungen meist nur für große Unternehmen mit mehreren Hundert Arbeitnehmern an.“
Geringere oder keine Beiträge
Der optimale Fall für Sie als Arbeitnehmer ist natürlich, wenn Ihr Arbeitgeber die Beiträge Ihre Berufsunfähigkeitsversicherung zu 100 Prozent übernimmt (Arbeitgeberfinanzierung). Haben Sie die Möglichkeit eine betriebliche BU mit einer Entgeltumwandlung abzuschließen, zahlen Sie in der Regel immer noch weniger als für eine privat abgeschlossene Versicherung mit vergleichbaren Konditionen:
Zwar wird der Beitrag für die BU von Ihrem Bruttogehalt abgezogen. Sie zahlen allerdings nur auf dieses reduzierte Gehalt Steuern und Sozialabgaben. Auch Ihr Arbeitgeber spart so Sozialversicherungsbeiträge, die er in Form des Arbeitgeberzuschusses an die Angestellten weitergeben muss. Dieser Zuschuss beträgt mindestens 15 Prozent des umgewandelten Beitrags. Arbeitgeber können jedoch freiwillig einen größeren Anteil übernehmen. So profitieren Sie von reduzierten Steuern und Sozialabgaben und dem Arbeitgeberzuschuss – dies ist bei einer privat abgeschlossenen BU nicht möglich. Oft kommt noch hinzu, dass Gruppentarife besonders günstig sind.
Nachteile einer betrieblichen BU
Arbeitgeber wählt Versicherer und vereinbart Bedingungen
Bei der betrieblichen Berufsunfähigkeitsversicherung wählt der Arbeitgeber den Versicherer aus und verhandelt die Konditionen. Das bedeutet, dass die betriebliche Berufsunfähigkeitsversicherung anders aussehen kann als die Versicherung, die Sie als Arbeitnehmer selbst gewählt hätte. Es ist zum Beispiel möglich, dass günstige Beiträge unter anderem damit erkauft sind, dass der Schutz der Versicherung nur bis 63 statt bis zum regulären Renteneintrittsalter gilt.
Weniger Rente durch Entgeltumwandlung
Ist Ihre betriebliche Berufsunfähigkeitsversicherung mit einer Entgeltumwandlung verknüpft, wird ein Teil Ihres Bruttogehalts in den monatlichen Beitrag für die BU umgewandelt. Auf diesen umgewandelten Teil zahlen Sie keine Steuern und Sozialabgaben. Aber nicht nur Steuern und Sozialabgaben, sondern auch Ihre Rente wird auf Grundlage des reduzierten Gehalts berechnet. Durch eine Entgeltumwandlung erhalten Sie somit weniger gesetzliche Rente oder Erwerbsminderungsrente, als wenn Sie eine BU privat abschließen.
Potenzial für Konflikte und eingeschränkten Datenschutz
Bei einer betrieblichen BU ist der Arbeitgeber der Vertragspartner der Versicherung. Das bedeutet, dass er im Fall einer Berufsunfähigkeit den Anspruch auf eine Berufsunfähigkeitsrente geltend machen muss. Damit erfährt er weitaus mehr über den Gesundheitszustand und die Gesundheitshistorie des Arbeitnehmers, als es normalerweise der Fall wäre. Hier gibt es Potenzial für Konflikte und dafür, dass eigentlich vertrauliche Gesundheitsinformationen vom Arbeitgeber eingesehen und gegen den Arbeitnehmer eingesetzt werden.
Mitnahme bei Jobwechsel erschwert
Oft ist es nicht möglich, die betriebliche Berufsunfähigkeitsversicherung bei einem Arbeitgeberwechsel mitzunehmen. Denn auch wenn eine Übertragung theoretisch möglich ist, lassen sich nur wenige Arbeitgeber darauf ein. In der Regel muss der Vertrag also privat weitergeführt oder ein neuer Vertrag geschlossen werden. Entscheiden Sie sich, den Vertrag privat weiterzuführen, müssen Sie den vollen Versicherungsbeitrag aus dem Nettoeinkommen zahlen.
Volle Besteuerung der Berufsunfähigkeitsrente
Werden Sie berufsunfähig, müssen Sie bei einer betrieblichen Berufsunfähigkeitsversicherung die Rente voll versteuern. Schließen Sie hingegen eine BU privat ab, wird nur der sogenannte Ertragsteil besteuert. Dieser richtet sich nach der Restlaufzeit des BU-Vertrages. Tritt etwa die Berufsunfähigkeit mit 50 Jahren ein und ist eine Laufzeit bis zum 65. Lebensjahr vereinbart, müssen 16 Prozent der Rente versteuert werden (Quelle: Einkommenssteuer-Durchführungsverordnung (EStDV) § 55 (2)). Um dies und die Krankenversicherungsbeiträge auszugleichen, muss also bei der betrieblichen Berufsunfähigkeitsversicherung oft eine höhere Rente gewählt werden. Das kann dazu führen, dass es doch keinen Kostenvorteil gegenüber der privaten Berufsunfähigkeitsversicherung gibt.
Experten-Tipp:
Unbedingt Steuerabgaben einkalkulieren
„Bei einer betrieblichen Berufsunfähigkeitsversicherung müssen Sie eine höhere Rente ansetzen. Warum? Die betriebliche BU wird nachgelagert besteuert im Vergleich zu einer Berufsunfähigkeitsversicherung, die Sie privat abschließen. Das bedeutet, dass Sie in der Ansparphase keine Steuern zahlen, in der Auszahlphase Ihre betriebliche BU aber versteuern müssen. Daher muss eine betriebliche BU-Rente schon mal 20 bis 30 Prozent höher geplant werden. Sie könne jedoch die Höhe Ihrer BU-Rente nicht beliebig hoch vereinbaren – der Versicherer setzt hier Höchstgrenzen. Daher sollten Sie unbedingt prüfen, ob Ihre BU-Rente abzüglich der Steuerabgaben sich noch sinnvoll für Sie rechnet.“
Beiträge für die Kranken- und Pflegeversicherung
Wer eine private Berufsunfähigkeitsversicherung abgeschlossen hat und in der gesetzlichen Krankenversicherung pflichtversichert ist, muss von seiner Berufsunfähigkeitsrente keine Beiträge für die Kranken- und Pflegeversicherung zahlen. Anders sieht es bei einer betrieblichen Berufsunfähigkeitsrente aus: Auf diese fallen Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträge an, was die Rente um fast 20 Prozent reduziert. Für freiwillig gesetzlich Versicherte macht es keinen Unterschied, ob sie privat oder betrieblich gegen Berufsunfähigkeit versichert sind, weil sie auch bei einer privaten Berufsunfähigkeitsrente Versicherungsbeiträge zahlen.
Volle Beiträge bei langer Krankheit und Elternzeit
Die Beteiligung des Arbeitgebers an den Beiträgen zur Berufsunfähigkeitsversicherung ist in der Regel an das Gehalt gebunden. Angestellte müssen also ihre Versicherungsbeiträge vollständig selbst bezahlen, wenn sie zum Beispiel Krankengeld bekommen oder in Elternzeit sind.
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