Das Wichtigste in Kürze
Das erwartet Sie hier
Ob ein Leben ohne Krankenversicherung möglich ist, wieso Sie dies unbedingt vermeiden sollten und was Sie bei der Rückkehr in die Krankenversicherung beachten müssen.
Inhalt dieser SeiteGründe für einen Verzicht
Versicherungspflicht
Wer dauerhaft seinen Wohnsitz in Deutschland hat, muss eine Krankenversicherung abschließen. Bei Angestellten werden die Krankenkassenbeiträge direkt vom Gehalt abgezogen. Empfänger einer Grundsicherung brauchen sich ebenfalls keine Sorgen zu machen, da die Kosten vom Amt übernommen werden. Diese Gruppen sind also in der Regel versichert. Anders sieht es bei Selbständigen und Freiberuflern aus.
Automatische Anschlussversicherung
Ist man nicht länger in der gesetzlichen Krankenversicherung pflichtversichert, wird die Versicherung bei der gleichen Krankenkasse als freiwillige Versicherung fortgeführt. Es ist wichtig, in diesem Fall die Einkommensanfrage der Versicherung schnell und korrekt zu beantworten, um zu vermeiden, dass man mit dem Höchstbetrag eingestuft wird. Es ist aber auch eine rückwirkende Korrektur möglich.
Vor allem Selbständige sind unversichert
Selbstständige und Freiberufler müssen sich eigenständig um eine Krankenversicherung bemühen. Die monatlichen Prämien werden nicht automatisch eingezogen, sondern müssen vom Versicherten überwiesen werden. Diese vergleichsweise hohe finanzielle Belastung ist derzeit der häufigste Grund für den Verzicht auf eine Krankenversicherung. Die meisten Personen ohne Versicherung sind entsprechend Selbstständige. Auch manche Studierende, die nicht länger bei ihren Eltern mitversichert sind, Menschen ohne einen festen Wohnsitz und nicht offiziell in Deutschland gemeldete Menschen sind betroffen.
Expertinnen-Tipp:
„Bei einer nicht vorhandenen Krankenversicherung macht man sich zwar nicht straffällig. Dafür müssen Menschen ohne Versicherung deutlich höhere Summen in Kauf nehmen, wenn sie später doch eine Krankenversicherung abschließen möchten. Denn die Krankenversicherung berechnet die Zahllast rückwirkend und diese stellt oftmals eine Hürde für potenzielle Versicherungsnehmer dar. Die Höhe der Zahllast ist abhängig von der Zeit, in der kein Versicherungsschutz vorhanden war. Hierbei verjähren die Schulden nach vier Jahren, wobei die Frist nach Abschluss des laufenden Kalenderjahres beginnt.“
Gesundheitliche Versorgung ohne Krankenversicherung
Welche medizinische Versorgung gibt es ohne Krankenversicherung?
Zumindest in akuten Notfällen – also wenn eine Person zum Beispiel eine schwere Erkrankung oder akute Schmerzen hat – müssen diensthabende Ärzte auch unversicherte Personen behandeln. Wer keine Versicherung hat, erhält jedoch nur eine reduzierte Versorgung oder muss Behandlungen komplett aus eigener Tasche zahlen. Liegt kein Notfall vor, können Ärzte Patienten auch ablehnen.
Hilfe für Menschen ohne Krankenversicherung
Es gibt verschiedene Anlaufstellen für Menschen ohne Krankenversicherung, wo diese sich anonym untersuchen lassen und Medikamente erhalten können und auch beraten werden. Diese werden in der Regel von gemeinnützigen Vereinen oder karitativen Organisationen betrieben. Eine Beratung zur Rückkehr in eine Krankenversicherung gibt es auch unter anderem bei Verbraucherzentralen und der unabhängigen Patientenberatung.
Versicherungsschutz auch bei Nichtzahlung der Beiträge
Der Versicherungsschutz von Mitgliedern von Krankenversicherungen besteht auch dann, wenn keine Versicherungsbeiträge gezahlt werden. Wurden Versicherungsnehmer in der Vergangenheit bei Zahlungsunfähigkeit noch aus ihrer Krankenversicherung geworfen, sieht es heute anders aus: Sie bleiben auch weiterhin in ihrer Krankenversicherung versichert.
Leistungen bei Beitragsrückständen
Wer in einer Krankenversicherung versichert ist, aber ausstehende Beiträge hat, erhält reduzierte Leistungen. In der gesetzlichen Krankenversicherung sind das:
- Behandlungen bei akuten Erkrankungen und Schmerzen
- Behandlungen im Zusammenhang mit Schwangerschaft und Mutterschaft
- Vorsorgeuntersuchungen
Um wieder die vollen Leistungen zu erhalten, muss man die Schulden beglichen oder eine Ratenzahlung vereinbart haben oder es muss Hilfebedürftigkeit nach dem Sozialgesetzbuch II oder XII bestehen.
Notlagentarif der privaten Krankenversicherung
Ähnlich sieht es bei der privaten Krankenversicherung aus. Sofern der Versicherungsnehmer die regelmäßige Zahlung der Versicherungsbeiträge für ein Jahr ruhen lässt, gleitet er in den Notlagentarif, der lediglich die Akutversorgung vorsieht. Dabei muss er mit Versicherungsbeiträgen zwischen 100 und 125 Euro rechnen.
Keine einheitliche Notfallversorgung
Dabei ist jedoch zu beachten, dass die Notfallversorgung nicht gesetzlich vereinbart ist, sodass jede Krankenversicherung frei entscheiden kann, welche Leistungen sie übernimmt und welche nicht. Eine Rückkehr in den alten Tarif beziehungsweise zum normalen Leistungsumfang ist möglich, wenn die ausstehenden Beiträge inklusive Säumnisgebühren oder Zuschläge gezahlt sind.
So funktioniert die Rückkehr in die Krankenversicherung
Welche Versicherung ist zuständig?
Bei Unsicherheit sollten Sie sich zuerst bei einer gesetzlichen Krankenversicherung melden. Diese klärt dann für Sie, wo Sie versicherungspflichtig sind. Bei der Anmeldung in einer gesetzlichen Krankenversicherung findet auch keine Gesundheitsprüfung statt. Private Krankenversicherungen müssen Antragsteller ohne Versicherungsschutz jedoch unabhängig von ihrem Gesundheitszustand mindestens in den Basistarif aufnehmen.
Kümmern Sie sich möglichst bald um die Versicherung
Je früher Sie sich um Ihre Krankenversicherung kümmern, desto weniger Nachzahlungen sammeln sich an und desto schneller erhalten Sie wieder die vollen Leistungen. Aus diesem Grund sollten Sie sich möglichst schnell bei einer Krankenversicherung melden.
Ohne Schulden in ein Leben als Versicherter
Nachzahlungen in der gesetzlichen Krankenversicherung
Wer lange nicht in der gesetzlichen Krankenversicherung versichert war, muss einen Teil der Beiträge nachzahlen – unabhängig davon, ob ärztliche Leistungen in Anspruch genommen wurden. Die Nachzahlungspflicht gilt ab dem ersten Tag ohne Krankenversicherung beziehungsweise ab dem Beginn der Versicherungspflicht am 1. April 2007 (für die private Krankenversicherung ist das entsprechende Datum der 1. Januar 2009).
Beitragsschulden verjähren nach vier Jahren – wer also sehr lange nicht versichert war, muss nicht die Beiträge für die gesamte Zeit nachzahlen. Allerdings gilt das nicht, wenn man die Beiträge vorsätzlich nicht gezahlt hat. Zu den Nachzahlungen kommt ein Säumniszuschlag in Höhe von einem Prozent.
Ermäßigte Nachzahlungen
Wer zuvor nicht versichert war und sich nun in der gesetzlichen Krankenversicherung pflichtversichern muss, kann von einer Ermäßigung profitieren: Die nachzuzahlenden Beiträge für Kranken- und Pflegeversicherung werden auf Basis eines fiktiven Einkommens in Höhe von zehn Prozent der monatlichen Bezugsgröße der Sozialversicherung berechnet. Für das Jahr 2023 müsste man entsprechend für jeden Monat etwa 67 Euro nachzahlen.
Voraussetzungen für die Ermäßigung
- Mehr als drei Monate ohne Versicherung
- Keine Inanspruchnahme von Versicherungsleistungen in der Zeit ohne Versicherung
Wenn man doch beim Arzt oder im Krankenhaus war, muss man für die Ermäßigung darauf verzichten, dass die gesetzliche Krankenversicherung die Kosten dafür erstattet. Teilweise lohnt es sich aber finanziell mehr, sich die Behandlung erstatten zu lassen und dafür die vollen Beiträge zu zahlen. Freiwillig gesetzlich Versicherte müssen die vollen Beiträge nachzahlen, zahlen aber nur monatliche Säumniszuschläge von einem Prozent.
Nachzahlungen in der privaten Krankenversicherung
Auch bei der privaten Krankenversicherung müssen Sie Beiträge nachzahlen. Das ist der sogenannte Prämienzuschlag. Mit der Nachzahlung geht kein rückwirkender Leistungsanspruch einher. Für die ersten sechs Monate muss man einen vollen Monatsbeitrag nachzahlen. Für die folgenden Monate fällt ein Sechstel des Monatsbeitrags an.
Vereinbarung einer Ratenzahlung
Oft ist es möglich, mit Krankenversicherern eine Ratenzahlung zu vereinbaren, sodass man wieder den vollen Versicherungsschutz erhält und nicht alles auf einmal zurückzahlen muss. Allerdings sind Krankenversicherer nicht verpflichtet, sich darauf einzulassen. Auch ein Verzicht auf Säumniszuschläge oder ein Rabatt auf Prämienzuschläge lässt sich mitunter aushandeln.
Krankenkassen fordern Beiträge ein
Krankenkassen bleibt nichts anderes übrig, als die ausstehenden Beitragszahlungen einzufordern. Immerhin erhalten sie Ausgleichszahlungen aus dem Gesundheitsfonds. Begegnet ihnen ein Versicherungsnehmer, der eine regelmäßige Zahlung der Versicherungsbeiträge nicht gewährleisten kann, wird über eine Ratenzahlung versucht, die zeitnahe Begleichung der Schulden anzustreben. Zeigt sich der Versicherungsnehmer weniger kooperativ, bleibt den Krankenkassen lediglich die eidesstattliche Versicherung als letztes Druckmittel. Dann verbleibt die ausstehende Forderung für 30 Jahre im Vollstreckungsverfahren.
Fazit
Ein Leben ohne Krankenversicherung kann sich zu einem teuren Unterfangen entwickeln, wenn man später wieder eintreten will. Um Schulden zu verhindern und eine umfassende medizinische Behandlung zu gewährleisten, sollten Sie also nach Möglichkeit lückenlos versichert sein und Ihre Beiträge pünktlich zahlen.
Die häufigsten Fragen zum Leben ohne Krankenversicherung
Ist es strafbar, wenn man ohne Krankenversicherung ist?
Obwohl es in Deutschland eine Krankenversicherungspflicht gibt, macht man sich nicht unmittelbar strafbar, wenn man keine Krankenversicherung hat. Es führt jedoch dazu, dass man bei einem späteren Eintritt oder Wiedereintritt in eine Krankenversicherung Beiträge nachzahlen muss, was je nach Beitragshöhe und Dauer ohne Krankenversicherung eine hohe Belastung darstellen kann. Ohne Krankenversicherung ist auch der Zugang zu medizinischer Versorgung eingeschränkt. Aus diesem Grund sollte man nach Möglichkeit nicht unversichert bleiben.
Was tun, wenn ich keine Krankenversicherung habe?
Wer ohne Krankenversicherung zum Arzt geht, muss Behandlungen aus eigener Tasche bezahlen – man bekommt wie ein Privatpatient die Rechnung nach Hause geschickt. Am besten sollte man schnell reagieren und in eine Krankenversicherung eintreten. In der Regel ist es die gleiche Krankenversicherung oder das gleiche Krankenversicherungssystem, in dem man vorher versichert war oder aber der Beruf entscheidet, ob man sich gesetzlich oder privat krankenversichern muss. Verschiedene Stellen bieten Beratung zur Rückkehr in eine Krankenversicherung an.
Wird man auch ohne Krankenversicherung behandelt?
In ernsten Fällen oder bei starken Schmerzen kann man sich auch ohne Krankenversicherung behandeln lassen. Für andere Behandlungen erhält man eine Rechnung, die man selbst bezahlen muss. Gerade in großen Städten gibt es auch spezielle Anlaufstellen für Personen ohne Krankenversicherung.
Wer zahlt eine Krankenversicherung, wenn ich kein Einkommen habe?
Wer die Krankenversicherung nicht selbst bezahlen kann, weil er kein ausreichendes Einkommen oder Vermögen hat, kann dafür auf staatliche Hilfe zurückgreifen. Private Zusatzversicherungen muss man jedoch weiterhin selbst bezahlen. Bei Arbeitslosengeld I zahlt die Agentur für Arbeit für die gesetzliche Krankenversicherung. Beim Empfang von Bürgergeld, einer Erwerbsminderung oder Grundsicherung im Alter tragen Jobcenter oder Sozialamt die Beiträge für die gesetzliche Krankenversicherung. Auch die private Krankenversicherung wird bezuschusst.
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