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Kritik und Nachteile der betrieblichen Altersvorsorge

Foto von Munkhjin Enkhsaikhan
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Das Wichtigste in Kürze

  • Hauptkritikpunkt und Nachteil ist die nachgelagerte Besteuerung der betrieblichen Altersvorsorge im Alter.
  • Zudem werden durch die Entgelt­umwandlung gesetzliche Sozial­leistungen gemindert.
  • Arbeitnehmer können außerdem beim Arbeit­geber­wechsel nicht sicher sein, dass sie ihren bAV-Vertrag mitnehmen können.
  • Eine pauschale Antwort auf die Frage, ob die bAV sinnvoll ist, gibt es jedoch nicht. Dies muss in jedem Fall individuell betrachtet werden.

Das erwartet Sie hier

Die 5 größten Nachteile und Kritikpunkte an der betriebliche Altersvorsorge und wie Sie diese am besten ausgleichen.

Inhalt dieser Seite
  1. Zusätzliche Abgaben im Alter
  2. Verluste bei Sozial­leistungen
  3. Rein arbeit­nehmer­finan­zierte bAV
  4. Nachteile durch Jobwechsel
  5. Arbeit­nehmer ist an Vertrag gebunden
  6. Fazit

Zusätzliche Abgaben im Alter auf die Betriebsrente

Nachgelagerte Besteuerung

Ein Nachteil der betrieb­lichen Alters­vorsorge ist nicht nur, dass der Versicherte die Art der bAV nicht auswählen kann und in diesem Zusammenhang abhängig vom Arbeitgeber ist. Die Auszahlung der betrieblichen Altersvorsorge im Alter ist zudem voll zu versteuern – jedoch mit dem geringeren persönlichen Steuersatz als Rentner. Hier muss genau gegengerechnet werden, ob sich demgegenüber die Einsparungen in der Einzahlungsphase lohnen.

Was hat es mit der nachgelagerten Besteuerung auf sich?

Volle Krankenkassenbeiträge im Alter

Auf die betriebliche Alters­vorsorge werden außerdem im Rentenalter Kranken- und Pflege­versiche­rungs­beiträge in voller Höhe fällig, also Arbeitnehmer- und Arbeitgeberanteil. Hier gibt es jedoch mittlerweile einen Freibetrag in Höhe von aktuell 160 Euro, auf den keine Krankenkassenbeiträge anfallen. Für privat Versicherte gilt dies im Übrigen nicht: Diese müssen im Alter keine extra Kranken- und Pflege­versicherungsbeiträge auf ihre Betriebsente zahlen.

Weniger gesetzliche Rente durch Entgeltumwandlung

Niedrigeres Brutto­gehalt führt zu Ver­lusten bei den Sozial­leistungen

Bei der Entgelt­umwandlung wird in der Regel damit geworben, dass ein Teil der Einzahlung in die betriebliche Altersvorsorge durch Steuern und Sozialabgaben finanziert wird, die der Arbeitnehmer einspart. Dieser Vorteil kann bei näherer Betrachtung aber auch zum Nachteil werden. Denn für den Arbeitnehmer bedeuten geringere Einzahlungen in die Sozial­versicherung, dass auch der Anspruch auf die gesetzliche Rente und andere Sozialabgaben geringer wird. Denn weniger Brutto bedeutet:

Dies sollte man bei der Abwägung der Vor- und Nachteile der Entgeltumwandlung beachten. In der Regel ist der Teil der Sozialleistungen, der durch die Brutto-Entgeltumwandlung verringert wird, jedoch überschaubar.

Lohnt sich die Entgeltumwandlung?

Vorsicht bei rein arbeit­nehmer­finan­zierter betrieblicher Altersvorsorge

Allein in die bAV einzahlen lohnt sich nicht

Die betriebliche Altersvorsorge wird von den meisten Arbeitgebern angeboten. Doch bei den unterschiedlichen Durchführungswegen kann der Arbeitnehmer auch auf unterschiedliche Weise profitieren oder sogar Verluste machen. Besonders die rein arbeitnehmerfinanzierte Entgeltumwandlung ist mit Vorsicht zu genießen.

Der Gesetzgeber hat jedoch im Jahr 2018 die Situation für Versicherte verbessert und neue Regelungen geschaffen. So sind Arbeitgeber seitdem verpflichtet, einen Zuschuss zur bAV ihrer Angestellten zu zahlen.

Ist die bAV Pflicht für Arbeitgeber?

Nachteile durch Jobwechsel

Arbeitgeberbeiträge nur unter bestimmten Bedingungen mitnehmbar

Auch bei einem Arbeit­geber­wechsel werden Nachteile der betrieb­lichen Alters­vorsorge erkennbar. Denn in diesem Fall stellt sich die Auszahlung bzw. Weiterführung der bAV oft als durchaus kompliziert dar. Die vom Arbeitnehmer per Entgelt­umwandlung eingezahlten Beiträge können zwar nicht verloren gehen, in einigen Fällen können aber die Zuschüsse des Arbeitgebers verfallen. Folgende Kriterien müssen seit 2018 hierfür erfüllt sein:

  1. der Arbeitnehmer muss das 21. Lebensjahr vollendet haben
  2. er muss länger als drei Jahre im Betrieb angestellt sein

Dies gilt für Verträge, die ab dem 1.1.2018 abgeschlossen wurden. Bei Verträgen, die zwischen 2009 und 2017 abgeschlossen wurden, gelten andere Fristen der Unverfallbarkeit. Wenn eine Anwartschaft vor 2005 erworben wurde, dann müssen sich alle Parteien bei der Übernahme des Vertrages einig sein, sonst bleibt dem Arbeitnehmer nur, die bAV allein weiterzuführen.

Was passiert mit meiner bAV bei einem Jobwechsel?

Experten-Tipp: Zusatz­leistungen können nicht immer mit­genommen werden

„Hat der alte Arbeitgeber Zusatzleistungen, wie beispielsweise eine Berufs­unfähigkeits­versicherung angeboten, heißt dies nicht, dass der neue Arbeitgeber dies auch tun muss. Wenn er dies ablehnt, verliert die versicherte Person entweder ihren Versicherungsschutz, oder muss die komplette Versicherung privat fortführen.“

Foto von Stephan Seidenfad
Geschäftsführung

Arbeit­nehmer ist an Vertrag gebunden

bAV kann nicht gekündigt werden

Ein bAV-Vertrag ist relativ unflexibel, denn er kann in der Regel vom Versicherten weder verkauft, noch beliehen oder verpfändet werden. Nur in einigen Ausnahmefällen lassen es die Versicherungsgesellschaften zu, dass man sich einen Teil des Ersparten auszahlen lassen kann. Dies ist allerdings nur eine Ausnahme und nur in begründeten Einzelfällen möglich. Zudem ist es sehr schwierig, einen solchen Vertrag zu kündigen. Meist kann dieser nur stillgelegt werden.

Wann die betrieblichen Altersvorsorge gekündigt werden kann

Fazit

Die Vorteile der betrieblichen Altersvorsorge sind überzeugend. Diese Vorteile gelten jedoch vorrangig während der Ansparphase. Vor allem während der Auszahlungsphase, also wenn der Arbeitnehmer in Rente geht und sein gespartes Kapital als Rente beziehen möchte, zeigen sich die Kritikpunkte und Nachteile: nachgelagerte Versteuerung, volle Krankenkassenbeiträge und weniger gesetzliche Rente. Prinzipiell gilt: Je höher der Arbeitgeber den bAV-Vertrag bezuschusst, desto eher lohnt sich die bAV für den Arbeitnehmer.

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Katharina Burnus
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