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Die betriebliche Kranken­versicherung als geldwerter Vorteil

Foto von Munkhjin Enkhsaikhan
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Das Wichtigste in Kürze

  • Ein geldwerter Vorteil existiert immer dann, wenn Arbeitnehmer Einnahmen nicht in Geldform erhalten.
  • Der geldwerte Vorteil ist folglich ein Natural- oder Sachlohn bzw. eine Vergünstigung.
  • Der Sachbezug/Vorteil muss zum eigentlichen Arbeitsentgelt addiert und demnach versteuert werden.
  • Wägen Sie die Vor- und Nachteile genau ab: Steuerlich gesehen ergeben sich für den Arbeitgeber die geringsten, für den Arbeitnehmer jedoch die höchsten Kosten durch die Handhabung der bKV als geldwerten Vorteil.

Das erwartet Sie hier

Welche Vorteile und Nachteile die betriebliche Kranken­versicherung als geldwerter Vorteil mit sich bringt und was das für Arbeitgeber und Arbeitnehmer bedeutet.

Inhalt dieser Seite
  1. Wie funktioniert die bKV als geldwerter Vorteil?
  2. Freigrenzen
  3. Vorteile für Arbeitgeber und Arbeitnehmer
  4. Welche Nachteile gibt es?
  5. Fazit

Wie funktioniert die betriebliche Kranken­versicherung als geldwerter Vorteil?

Steuerliche Behandlung des geldwerten Vorteils

Hinsichtlich seiner Höhe orientiert sich der geldwerte Vorteil an dem Betrag, den Arbeitnehmer sonst aus eigener Tasche zahlen müssten, wenn sie die jeweilige Sachleistung bezögen. Juristisch betrachtet, wird die steuerliche Behandlung des geldwerten Vorteils im §8 des Einkommenssteuergesetzes behandelt – und zwar als Einnahme. Aus diesem Grund wird der erzielte monetäre Vorteil der Sachleistung bei der Höhe der Sozial­versicherungsbeträge und Steuerlast berücksichtigt.

So sieht die betriebliche Kranken­versicherung in der Lohnabrechnung aus

Was zählt als geldwerter Vorteil?

Häufige Beispiele für einen geldwerten Vorteil, abseits der betrieblichen Kranken­versicherung, sind unter anderem:

  • Firmenfahrzeuge, die auch im privaten Rahmen genutzt werden
  • Verpflegungskosten vor Ort oder auf Reisen
  • Unterkünfte, die als Sachleistung bereitgestellt werden
  • Tankkarten
  • Mitarbeiterrabatte

Was bedeutet geldwerter Vorteil?

Geldwerte Vorteile können nicht nur in Verbindung mit einer betrieblichen Kranken­versicherung entstehen. Stattdessen werden unter diesem Begriff verschiedene Sach- und Naturalleistungen gebündelt, die sich zum Vorteil des Arbeitnehmers auswirken. Ohne, dass dieser von einer konkreten Gehaltserhöhung profitiert. Folglich erfolgt diese Leistung immer zuzüglich zum Gehalt und ersetzt dieses weder vollständig noch teilweise.

Freigrenzen des geldwerten Vorteils

Bei der Gewährung von geldwerten Vorteilen sind die jeweiligen Freigrenzen und Freibeträge zu berücksichtigen. Sie geben zugleich den Ausschlag dafür, dass geldwerte Vorteile eine attraktivere Möglichkeit als eine klassische Gehaltserhöhung darstellen können – sowohl für Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber.

Diese Freigrenzen und -beträge gelten aktuell:

  • Sachbezüge bis 50 Euro monatlich sind grundsätzlich abgabenfrei
  • Personal- und Mitarbeiterrabatte sind mit einem Freibetrag von 1.080 Euro pro Jahr ausgezeichnet
  • Gesundheitsfördernde Maßnahmen sind bis 500 Euro sozial­versicherungs- sowie steuerfrei
  • Kinderbetreuung-Sachleistungen genießen einen Freibetrag bis zu 600 Euro

Wer muss sich um die Einhaltung der Freigrenzen kümmern?

Bei der Gewährung eines geldwerten Vorteils ist auf diese Freigrenzen und -beträge zu achten. Hierbei muss sich der Arbeitgeber darum kümmern, dass sie korrekt eingesetzt werden. Es ist schließlich auch in seinem Interesse, dass der Arbeitnehmer dadurch eine steuerlich bevorzugte Behandlung bekommt und auf die eigentlichen Vorteile nicht unnötig draufzahlen muss.

Experten-Tipp:

„Bei der Sachbezugsfreigrenze handelt es sich nicht um einen Freibetrag! Das heißt, bei einer Überschreitung muss nicht nur versteuert werden, was über der Grenze liegt, sondern alle Sachbezüge in Summe.“

Foto von Robert Böhrk
Berater

Wenn die Interessen des Arbeitgebers den geldwerten Vorteil dominieren

Wird eine Sach- oder Naturalleistung primär im Interesse des Unternehmens gewährt, ist diese generell steuerfrei. Ein Beispiel hierfür wäre ein Spediteur, der für seinen Mitarbeiter den Lkw-Führerschein zahlt. Die Notwendigkeit, einen Lkw zu steuern, besteht dann ausschließlich deshalb, weil es für den Beruf und die Arbeit im Unternehmen notwendig ist. Nicht deshalb, weil der Arbeitnehmer gern im privaten Rahmen Lkws fahren möchte.

Vorteile der betrieblichen Kranken­versicherung als geldwerter Vorteil

Sowohl Vor- als auch Nachteile halten sich bei geldwerten Vorteilen mit Hinblick auf die betriebliche Kranken­versicherung die Waage. Zu beachten ist hierbei stets, dass die Höhe der Beiträge einen maßgeblichen Ausschlag dafür gibt, ob der geldwerte Vorteil tatsächlich ein Vorteil bleibt – oder ob Abstriche gemacht werden müssen.

Außerdem sollte an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben, dass der geldwerte Vorteil in der Praxis mit der Individualbesteuerung der betrieblichen Kranken­versicherung gleichgesetzt wird. Diese ist jedoch kaum verbreitet, da dem Arbeitnehmer insgesamt höhere Kosten als bei den beiden alternativen Besteuerungen und Handhabungen entstehen.

Vorteile für den Arbeitnehmer

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Für den Arbeitnehmer, der diesen geldwerten Vorteil erhält, ergeben sich diese Vorzüge:

  • Sie profitieren von einer besseren Gesundheitsversorgung, die durch die betriebliche Kranken­versicherung ermöglicht wird
  • Zusatzleistungen, die nicht in der klassischen gesetzlichen Kranken­versicherung enthalten sind, können durch die betriebliche Kranken­versicherung abgedeckt werden. Dabei kann die betriebliche Kranken­versicherung für privat Versicherte ebenfalls interessant sein
  • Je nach Modell der betrieblichen Kranken­versicherung entstehen dem Arbeitnehmer gar keine Kosten

Vorteile für den Arbeitgeber

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Für Arbeitgeber entstehen durch die Gewährung als geldwerter Vorteil diese Vorzüge:

  • Überschaubare monetäre Kosten, die insbesondere im Vergleich zur Nettolohnversteuerung auf Arbeitgeberseite geringer ausfallen
  • Unternehmen können ihren Mitarbeitern über die betriebliche Kranken­versicherung einen zusätzlichen Benefit anbieten
  • Aufgrund dessen wird die Bindung zum Unternehmen verbessert
  • Der administrative Aufwand ist beim geldwerten Vorteil überschaubar und bezieht sich direkt auf die Gehaltsabrechnung
  • Nutzbare Sachbezugsfreigrenze, die bei der Verrechnung bereits berücksichtigt werden sollte

Nachteile des geldwerten Vorteils in der betrieblichen Kranken­versicherung

Den eben genannten Vorteilen sind die Nachteile entgegenzubringen. Diese fallen mit Hinblick auf die betriebliche Kranken­versicherung nicht gerade unerheblich aus.

Nachteile für den Arbeitgeber

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Arbeitgeber sollten diese Nachteile berücksichtigen:

  • Sozialabgaben erhöhen sich auch auf Arbeitgeberseite (Arbeitgeberanteil), zumindest innerhalb der jeweiligen Beitragsbemessungsgrenze. Selbige wird jährlich neu angepasst
  • In Steuersachen kundige Mitarbeiter wissen, dass die Gewährung der betrieblichen Kranken­versicherung als geldwerter Vorteil für sie die schlechteste Variante darstellt, was das Verhältnis zu Mitarbeitern negativ beeinflussen kann
  • Der eigentliche Benefit der betrieblichen Kranken­versicherung fällt niedriger aus, da die finanzielle Last vorwiegend auf den Schultern des Arbeitnehmers liegt, was sie für ihn unattraktiver werden lässt

Nachteile für den Arbeitnehmer

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Arbeitnehmer erfahren diese Nachteile:

  • Der geldwerte Vorteil resultiert oberhalb der Freigrenze in einer zusätzlichen Steuerlast und höheren Sozial­versicherungsbeiträgen
  • Die Steuerlast steigt sukzessive mit dem Einkommen. Arbeitnehmer mit höherem Einkommen erhalten also auch eine prozentual höhere Steuerlast als solche mit niedrigem oder mittlerem Einkommen

Fazit

Geldwerter Vorteil wird bei der betrieblichen Kranken­versicherung selten genutzt

Der geldwerte Vorteil bietet in vielerlei Hinsicht Vorteile, beispielsweise bei der Nutzung des Firmenwagens im privaten Umfeld oder bei der Kinderbetreuung. Bei der betrieblichen Kranken­versicherung aufgrund der niedrigen Freigrenze aber weniger.

Wird die betriebliche Kranken­versicherung als geldwerter Vorteil abgerechnet, statt als Nettolohnversteuerung oder Pauschalversteuerung, entstehen dem Arbeitgeber die geringsten und dem Arbeitnehmer die höchsten Kosten. Das ist im Regelfall weder im Interesse der einen noch der anderen Partei, weshalb diese Variante auch nur sehr selten in der Praxis verwendet wird.

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Katharina Burnus
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