Warum eine Cyber-Versicherung für Kfz sinnvoll ist

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Vernetzung von Autos sorgt für einen Anstieg von Cyber-Attacken auf Kfz.
  • Versicherungsnehmer können mit Standard­versicherungen bereits gegen Cyber-Risiken am Auto abgesichert sein.
  • Einfallstor für Cyber-Angriffe sind WiFi und Bluetooth-Verbindungen. Insgesamt gibt es fünf Formen von Car Hacking.
  • Jedes vernetzte Auto kann Opfer einer Cyber-Attacke werden. E-Autos sind aufgrund der Fahrzeugsoftware jedoch gefährdeter.
  • Car Hacker verfolgen bestimmte Ziele mit Cyber-Attacken. Sowohl Autobesitzer als auch Autohersteller können jedoch Schutz­maßnahmen gegen Cybercrime ergreifen.

Das erwartet Sie hier

Warum eine Cyber-Versicherung für Kfz sinnvoll ist, welche Versicherungen Cyber-Schäden am Auto abdecken und was Sie tun können, um Ihr Auto vor einer Cyber-Attacke zu schützen.

Inhalt dieser Seite
  1. Warum gibt es keine Kfz Cyber Versicherung?
  2. Versicherungen die Kfz Risiken abdecken
  3. Cyber Schäden am Kfz
  4. Kfz die häufig Opfer werden
  5. Ziele von Hackerangriffen
  6. Schutz­­maßnahmen
  7. Fazit

Warum existiert bisher keine separate Cyber-Versicherung für Kfz?

Auto wird zum Connected Car

Die fortschreitende Vernetzung von Dingen birgt große Gefahren für Besitzer eines Kfz. Denn das Internet ist mittlerweile auch ins Auto eingezogen und mit diesem das Risiko eines Hackerangriffs. Prognosen zufolge könnte das vernetzte Auto zukünftig zum Hauptziel von IT-Kriminalität werden. Höchste Zeit also, nach einer Versicherung Ausschau zu halten, die bei Schäden durch einen Cyber- Angriff auf das eigene Auto greift.


Keine Cyber-Versicherung für Kfz in Deutschland

Der Prozess der ganzheitlichen Vernetzung von Autos vollzog sich in den letzten Jahren in einem enormen Tempo. Allein bis 2023 soll sich die Zahl vernetzter Fahrzeuge in Europa nahezu verdreifachen. Eine rasante Entwicklung, die es vielen Versicherern schwer macht, rechtzeitig mit passenden Versicherungsprodukten auf diese neue Realität zu reagieren. Angesichts dieser Tatsache verwundert es daher nicht, dass es in Deutschland bisher keine spezielle Cyber-Versicherung für Kfz gibt. Doch ist dieser Umstand nicht nur der Entwicklungsgeschwindigkeit geschuldet, sondern auch dem Fakt, dass Autohersteller generierte Kundendaten nur ungern den Versicherern zur Verfügung stellen. Doch Fahrer- und Fahrzeugdaten sind für Versicherer notwendig, um das Schadenspotential beim vernetzten Fahren abschätzen zu können. Nur wenn diese Daten vorliegen, kann es Versicherern künftig gelingen, eine Cyber-Versicherung zu entwickeln, die passgenauen Schutz bei Cyber-Attacken auf Autos bietet.

Kritik: Viel Datenspeicherung beim Autofahren

Die Nutzung und Speicherung von Fahrdaten wie beispielsweise Brems- und Beschleunigungsverhalten des Autofahrers ist nicht ganz unproblematisch – zumindest aus datenschutzrechtlicher Sicht. Da diese Daten das Fahrzeug aber anonymisiert verlassen, werden in der Regel keine Datenschutzbestimmungen verletzt.

Cyber-Versicherung bei Datenschutzverstoß

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Welche Versicherung übernimmt Cyber-Schäden am Auto?

Auch wenn es bisher keine separate Cyber-Versicherung für Kfz gibt, so besteht dennoch die Möglichkeit, Cyber-Risiken am Auto über Standard­versicherungen abzudecken.

Kfz-Haftpflicht­versicherung

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Als Halter eines Fahrzeugs sind Sie von vornherein im Besitz einer Kfz-Haftpflicht­versicherung. Diese ist gesetzlich vorgeschrieben und ersetzt Schäden an fremden Autos. Macht ein Hacker Ihr Auto zu einem ferngesteuerten Geschoss, mit der Folge eines Schadens an einem Fremdfahrzeug, kann möglicherweise ebenfalls die Kfz-Haftpflicht­versicherung greifen. Voraussetzung hierfür ist jedoch, dass Sie Ihre Kfz-Haftpflicht­versicherung mit einer Zusatzpolice gegen Cyber-Angriffe erweitert haben.

Produkt­haftpflicht­versicherung

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Die Produkt­haftpflicht­versicherung ist keine Versicherung für Privatpersonen. Stattdessen schützt sie Unternehmen im Rahmen der Betriebs­haftpflicht­versicherung vor Schäden gegenüber Dritten. Dennoch kann dieses Versicherungsprodukt indirekt auch für Besitzer von vernetzten und autonomen Fahrzeugen interessant sein. Kommt es nämlich hier zu einem Kfz-Schaden durch eine Cyber-Attacke, wird der Unfall nicht auf menschliches Versagen zurückgeführt, sondern auf das Auto selbst beziehungsweise das verbaute System. Den Unfallschaden würde somit die Produkt­haftpflicht­versicherung des jeweiligen Automobilherstellers tragen, was den Abschluss einer separaten Cyber-Versicherung durch den Besitzer überflüssig macht. Da autonome Fahrzeuge bisher noch sehr selten in Deutschland sind, dürfte sich diese Versicherungsvariante jedoch erst in Zukunft lohnen.

Versicherungswechsel in Erwägung ziehen

Ihre Kfz-Haftpflicht­versicherung inkludiert keine derartige Tarifoption? In diesem Fall kann der Wechsel zu einer anderen Versicherung sinnvoll sein. Denn angesichts der vielen Cyber-Vorfälle in den letzten Jahren, ist das Fahren eines vernetzten Autos ohne Cyber-Absicherung mittlerweile sehr risikoreich. Schon allein weil die Wiederherstellungskosten an Fahrzeugsoftware und Steuergerät nach einer Cyber-Attacke so hoch sind, dass man diese ohne Versicherung nur schwer stemmen kann.

So wechseln Sie Ihre Kfz-Versicherung

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Wie werden Cyber-Schäden am Fahrzeug verursacht?

Einfallstore sind Infotainment- und CAN-System

Cyber-Kriminelle können mittlerweile über viele Wege Schäden am vernetzten Fahrzeug verursachen. Einfallstore für Cyber-Angriffe sind dabei stets WiFi- und Bluetooth-Verbindungen, mittels derer sich Hacker Zutritt zum Innenleben des Autos verschaffen. Wird lediglich das Infotainment-System des Fahrzeugs gehackt, können sich Opfer meist noch glücklich schätzen. Aktivierte Scheibenwischer, ein laut aufgedrehtes Radio und eine eingeschaltete Klimaanlage gelten als ein noch glimpflicher Ausgang einer Cyber-Attacke. Gelingt es Cyber-Kriminellen jedoch, bis in das CAN-System (Controller-Area-Network) einzudringen, wird es gefährlich. Denn dann haben sie Zugriff auf Steuergeräte und können Fahrfunktionen wie das Antiblockiersystem oder das elektronische Stabilitätsprogramm manipulieren. Auf diese Weise sind Hacker in der Lage, ungewollte Brems- und Beschleunigungsmanöver auszulösen, was ein absolutes Horrorszenario für jeden Autofahrer ist.


Die fünf Formen des Car Hacking

Das sogenannte “Car Hacking” tritt mittlerweile in fünf verschiedenen Formen auf. Da Car Hacker jedoch immer dreister und cleverer werden, kommen ständig neue Formen des Car Hacking dazu. Die Folgenden sind jedoch die wichtigsten:

Realy Attack

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Mittels einer Scanner-Box fängt der Hacker das Funksignal des Autoschlüssels ab, um Schlüsseldaten zu kopieren und das Auto zu öffnen.

Car Cloning

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Hacker verleihen geklauten Autos die Identitäten anderer Autos, um diese unbemerkt weiterzuverkaufen.

Remote Hacking

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Der Hacker verändert, aktiviert oder deaktiviert mittels drahtloser Telekommunikationsnetzwerke bestimmte Funktionen am Fahrzeug.

Ransomware-Erpessung

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Mithilfe von Ransomware wie Wannacry verschlüsseln Hacker die Datensätze eines Fahrzeugs und legen dieses so vollständig lahm.

Data Fishing

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Cyber-Kriminelle hacken die persönlichen Fahrer- und Fahrzeugdaten wie Kreditkarteninformation sowie Login-Daten und missbrauchen diese.

Welche Kfz werden zu Opfern von Cybercrime?

E-Auto und Verbrenner gleichermaßen gefährdet

Wie bereits anfangs dargestellt, tragen alle Besitzer von Fahrzeugen mit Internetzugang das Risiko, Opfer einer Cyber-Attacke zu werden. Somit ist es zunächst egal, ob Sie ein Elektrofahrzeug fahren oder doch einen herkömmlichen Verbrenner – zumal alle modernen Autos heute zunehmend vernetzt werden. Dennoch sind E-Autos anfälliger für Hacker-Angriffe. Einfallstor ist dabei weniger die Elektronik, sondern vielmehr die integrierte Fahrzeugsoftware. Diese stammt meist von Fremdunternehmen und verfügt häufig nicht über die notwendige Aktualität. Zeit, um die Steuerungssoftware vorab zu testen, haben Hersteller aufgrund hoher Arbeitskapazität nicht. Auf diese Weise entsteht eine Schwachstelle, die Hacker sofort ausnutzen, indem sie Schadcodes in die Software infiltrieren. Die Folge sind eine defekte Lenkung und Bremsen, deren Reparatur schwierig und teuer ist.

Welche Ziele verfolgen Hacker mit Cyber-Angriffen auf Fahrzeuge?

So vielfältig wie die Methoden sind auch die Ziele, die Hacker mit einem Cyber-Angriff auf Fahrzeuge verfolgen. Hauptintention Aller ist jedoch, mittels illegaler Maßnahmen in ein Fahrsystem einzudringen, um an bestimmte Informationen zu gelangen oder diverse Aktionen auszulösen. Die häufigsten Ziele von Cyber-Attacken auf Kfz sind:

  • Hacktivismus:
    Cyber-Kriminelle hacken sich in Fahrsysteme, weil der Angriff für sie eine interessante Herausforderung darstellt. Hacker dieser Art wollen meist keinen Schaden anrichten, sondern lediglich herausfinden, ob sie in der Lage sind, Sicherheitssysteme abzuschalten oder Fahrerdaten einzusehen.
  • Erpressung:
    Hacker suchen gezielt nach Schwachstellen im Fahrzeug, um den Fahrzeughalter finanziell zu erpressen.
  • Datenveruntreuung:
    Cyber-Kriminelle attackieren die Steuergeräte in Autos, um ungehinderten Zugang zur Datenspeicherung zu erhalten. Neben personenbezogenen Daten von Privatpersonen können auf diese Weise auch Forschungs- und Entwicklungsdaten von Automobilherstellern ausgespäht werden.
  • Diebstahl:
    Hacker versuchen, über Remote-Zugänge den Standort des Fahrzeugs herauszufinden, die Autotüren zu entriegeln und die Keyless-Drive-Funktion zu aktivieren, um das Fahrzeug zu stehlen. Viele Hacker beschränken sich jedoch auf die Öffnung des Autos, um sich mit Wertgegenständen zu bereichern, die im Auto aufbewahrt werden.

Welche Schutz­maßnahmen gibt es, um Cyber-Attacken auf Autos zu verhindern?

Mittlerweile gibt es verschiedene Möglichkeiten, um die Risiken von Cyber-Angriffen auf das Auto zu minimieren. Sowohl Fahrzeughalter als auch Herstellen können so einiges tun, um Automissbrauch als Resultat einer Cyber-Attacke zu verhindern:

Von Seiten des Autobesitzers:

  • Legen Sie sich einen OBD-Saver zu. Dieser blockiert die Deaktivierung der elektronischen Wegfahrsperre.
  • Lassen Sie sich einen Unterbrecher einbauen. Dieser schaltet mittels Fernbedienung die Stromversorgung im Auto ab.
  • Bewahren Sie den Autoschlüssel bei Keyless-Systemen in einer Metallbox auf. Diese verhindert das Abgreifen von Schlüsseldaten mittels Scanner-Boxen.
  • Achten Sie auf regelmäßige Software-Updates.

Von Seiten des Autoherstellers:

  • Für bessere App-Sicherheit sorgen, um einen unbefugten Gebrauch des Fahrzeugs zu vermeiden.
  • Telematikdaten via Hilfsprogramm verschlüsseln und an separaten Server übermitteln. Unbefugte können sich so keinen Zugriff auf das Auto beziehungsweise die Daten des Autobesitzers verschaffen.
  • TISAX, ein für die Informationssicherheit definierter Standard, der sicherstellt, dass alle Autobesitzer über ein vergleichbares Niveau der IT-Sicherheit verfügen.

Fazit

Die Vorfälle in der Vergangenheit machen deutlich: Cyber-Angriffe auf Fahrzeuge nehmen zu, mit teils verheerenden finanziellen Folgen für Fahrzeughalter und -hersteller. Die Tatsache, dass es bisher keine separate Cyber-Versicherung für Kfz in Deutschland gibt, ist nahezu untragbar und erhöht den Druck auf Versicherer, diese Lücke mittels eines geeigneten Versicherungsprodukts zu schließen. Um passgenaue Tarif anbieten zu können, benötigen Versicherer jedoch die Mithilfe der Autohersteller in Form von Fahrer- und Fahrzeugdaten. Nur mit diesen kann es Versicherern zukünftig gelingen, Risiken genau einzuschätzen und Prämien zu berechnen. Dennoch können Sie bereits gegen Cyber-Schäden am Auto versichert sein. Ein Blick in die Versicherungs­bedingungen Ihrer Kfz-Haftpflicht­versicherung schafft Klarheit. Zudem können Sie ein Reihe von Maßnahmen ergreifen, um Ihr Auto vor einer Cyber-Attacke zu bewahren.

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Foto von Katharina Burnus
Katharina Burnus
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