„Mein bester Freund ist das Telefon.“

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Der Online-Bereich gewinnt immer mehr an Bedeutung

Der angehende Versicherungs­makler Alexander Vorgerd (25) berichtet von seiner Arbeit bei einem Online-Makler und spricht über die Bedeutung des Internets für das Versicherungsgeschäft. Von Versicherungen gegen Alien-Entführungen hält er gar nichts.

Was hast du mit Versicherungen zu tun?

Alexander Vorgerd: Ich bin in der Ausbildung bei einem Online-Versicherungs­makler und lerne dort den Kaufmann für Versicherungen und Finanzen. Genau. Was hab ich damit zu tun? Ich berate Kunden und führe die Bestandspflege durch. Ja, so was in der Richtung.

Und wie sieht dein Arbeitsalltag aus?

Alexander: Dadurch, dass ich nicht bei einem klassischen Versicherungs­makler arbeite – von wegen, dass man sich vorstellt, man hat ein Face-to-face-Geschäft –, sondern bei einem in Anführungsstrichen Online-Makler, sieht mein Arbeitsalltag so aus, dass das Telefon mein bester Freund ist sowie das E‑Mail-Postfach. Der Kundenkontakt ist eben ausschließlich per Telefon oder per E‑Mail. Der Kunde kommt nicht ins Büro. Und wie mein Arbeitsalltag aussieht? Ich fange morgens an, ganz klassisch: Anträge bearbeiten, im Tagesverlauf dann Kunden betreuen. Und nebenbei gibt’s noch andere Aufgaben, die nicht unbedingt etwas mit Versicherungen zu tun haben.

Was reizt dich daran, Versicherungs­makler zu sein? Warum hast du dich für diesen Beruf entschieden?

Alexander: Ich bin über Umwege reingerutscht. Ursprünglich hatte ich mich auf eine andere kaufmännische Ausbildung beworben. Und bei meinem jetzigen Arbeitgeber hat’s dann halt geklappt. Und ich hab festgestellt, dass dieser Beruf genau mein Ding ist. Es macht mir Spaß, Leute zu beraten. Aus der Position des Maklers heraus berate ich die Leute eben auch fair, habe jetzt keinen Verkaufsdruck und ich habe ein wesentlich größeres Portfolio an Versicherern, mit denen wir zusammenarbeiten – und dementsprechend kann ich bessere Lösungen finden.

Mit wie vielen Leuten hast du denn am Tag so zu tun?

Alexander: Ich arbeite bei einem recht großen Online-Unternehmen. Und es ist eben auch so ein bisschen saisonbedingt. Das Jahresendgeschäft, was so von Oktober, sagen wir mal, bis Februar geht. Und in dieser Saison ist es schon sehr, sehr viel. Es können schon mal bis zu 100 Kunden am Tag sein. Aber dann natürlich viel mit E‑Mail, wenn ich die mit einrechne, plus die Telefonkunden. Und wenn das Geschäft sich jetzt ein bisschen beruhigt, dann ist es halt wesentlich weniger. Sagen wir mal, es sind so zehn im Durchschnitt.

Kannst du sagen, was für dich einen guten Makler ausmacht?

Alexander: Für mich ist ein guter Makler einer, der sich Zeit nimmt für seine Kunden. Der den Kunden erstmal erfasst, seinen Bestand an Versicherungen erfasst. Guckt, ob man Versicherungen optimieren kann oder ob der Kunde schon ein optimiertes Produkt hat. Der den Kunden nicht zu irgendetwas treibt, was er überhaupt nicht braucht. Und wie gesagt, dass der Makler für den Kunden auch Zeit hat und ein offenes Ohr vor allen Dingen hat. Und zwischen den Zeilen liest.

Was hat es in den letzten Jahren für Veränderungen im Bereich Versicherungen gegeben?

Alexander: Also ich bin ja erst seit September 2012 in der Versicherungsbranche. Was ich mitbekommen habe – eben auch speziell durch meinen Arbeitgeber – ist, dass der Online-Bereich immer größeren Zuwachs hat und immer mehr an Bedeutung gewinnt. Und ich glaube, dass kleinere Makler es nicht schaffen werden. Wenn, dann höchstens, wenn sie in einem Pool zusammenarbeiten. Aber ansonsten… Es ist nun mal ein hartes Geschäft. Und ich glaube, dass in den nächsten Jahren immer mehr Makler, Versicherungsagenturen und Maklerbüros auf eine Online-Präsenz setzen werden.

Wo liegen für dich die Vorteile des klassischen Versicherungs­maklers, zu dem man hingehen konnte, im Vergleich zu den Direktabschlüssen im Internet?

Alexander: Der Vorteil im Online-Bereich ist, dass der Kunde, der der Meinung ist, er möchte alles selber machen, dass der dort halt die Möglichkeit bekommt zu sagen: Ja okay, ich nutze den Tarifrechner, suche mir einen Tarif aus, ich beantrage den. Für den Kunden, der lieber den persönlichen Kontakt sucht, ganz klar, da hat der Versicherungs­makler erst einmal ein persönliches Verhältnis zum Kunden beziehungsweise der Kunde auch ein persönliches Verhältnis zum Makler. Hat auch eine Vertrauensperson, und legt natürlich auch dieses Vertrauen in die Hände des Maklers, dass hier eine richtige Entscheidung getroffen wird für den Kunden. Diese persönliche Anbindung kann niemals durch einen Online-Makler geschaffen werden. Das geht einfach nicht.

Sorgt das Internet durch Vergleichsmöglichkeiten für mehr Transparenz auf Seite der Kunden?

Alexander: Das Internet ist eine gute Anlaufstelle, um sich zu informieren. Keine Frage. Meine Erfahrung sagt aber, dass das Internet nur die Informationen preisgibt, die letztendlich für den Kunden vielleicht relevant sind. Aber nicht unbedingt das, was dahintersteckt. Und es gibt auch viele Begriffe, die der Kunde liest, und ich denke mir, dass viele dieser Begriffe ein großes Fragezeichen aufwerfen. Klar, man kann diese Begriffe auch im Internet nachlesen, was sie bedeuten, und man muss sie sich alle einzeln übersetzen. Ob man sie dann aber auch verstanden hat, das sei dahingestellt. Also gerade bei komplexen Produkten, also wie im Krankenbereich oder auch im Lebenbereich [Anmerk. d. Red.: Gemeint sind Kranken­versicherungen und Lebens­versicherungen], macht es immer Sinn, mit jemandem zu sprechen, der Ahnung hat, der einem das vernünftig erklärt und vor allen Dingen auch verständlich erklärt.

Sind die Deutschen sehr auf Sicherheit bedacht?

Alexander: Definitiv. Soweit ich weiß, hat jeder Kopf in Deutschland fünf Versicherungen. Und das ist eine ganz schöne Ansage. Da sind wir irgendwie bei 400 Millionen Policen. Wir sind Vorreiter, was Versicherungsverträge angeht, ja.

Hast du auch eine Theorie, warum das so ist?

Alexander: Ja, ich glaube einfach, man spielt mit der Angst der Leute. Du kannst dir hier vielleicht was tun, beim Sport. Du brauchst eine Unfall­versicherung. Oh, pass auf, du schubst eine Vase von deiner Freundin um, du brauchst eine Haftpflicht­versicherung. Oh, pass auf, die Einbrecher kommen, du brauchst eine Hausrat­versicherung. Oder der Blitz schlägt ein in dein Haus, du brauchst eine Gebäude­versicherung. Mach was für dein Alter, schließ noch eine Lebens­versicherung oder private Renten­versicherung ab et cetera. Also man kann’s lang auflisten.

Aber welche Versicherungen sollte jeder unbedingt haben?

Alexander: Definitiv eine Haftpflicht­versicherung, weil eine Haftpflicht­versicherung einfach vor finanziellen Risiken schützt. Derjenige, der den Schaden verursacht hat, der muss auch für den Schaden haften. Und wenn es größere Schäden sind, dann ist ein Versicherer, der da finanziell Unterstützung bieten kann, schon von großer Bedeutung. Ich persönlich finde auch eine Hausrat­versicherung sinnvoll. Kostet nicht viel Geld und man hat sein Inventar, sein Hab und Gut einfach abgesichert. Und dann kommt’s halt wirklich drauf an. Hat man noch ein Gebäude, definitiv eine Gebäude­versicherung.

Dann sollte man definitiv – was sogar sehr wichtig ist – seine Arbeitskraft absichern, also mit einer Berufs­unfähigkeits­versicherung. Wie man auf vielen Seiten nachlesen kann: Jeder Vierte wird berufsunfähig in Deutschland. Und das ist schon eine große Anzahl. Wenn die Arbeitskraft nicht mehr vorhanden ist, dann geht’s los, nicht. Dann rudert man, dann kommt man in finanzielle Engpässe. Ansonsten: Definitiv etwas für sein Alter, eine Altersvorsorge. Da gibt’s viele Möglichkeiten, viele Produkte. Da ist ein guter Hinweis, sich am besten mit einem Versicherungs­makler in Verbindung zu setzen, um zu gucken, was man da machen kann.

Und welche Versicherungen hast du selbst?

Alexander: Ich habe eine Haftpflicht­versicherung, eine Hausrat­versicherung und eine betriebliche Altersvorsorge.

Welche sind die kuriosesten Versicherungen, die du kennst?

Alexander: Ich weiß nicht, welcher Versicherer diesen Versicherungsschutz anbietet, aber man kann sich für zwölf Euro im Jahr gegen eine Alien-Entführung absichern. Man kriegt dafür von der Versicherung 5.000 Euro, man muss aber beweisen, dass man von einem Außerirdischen entführt wurde. Find ich sehr schwachsinnig. Aber ich find auch noch eine andere Versicherung sehr interessant. Und zwar für den potenziellen Bräutigam, auch für zwölf Euro Jahresbeitrag. Und zwar kann man sich für den Fall absichern, dass die Gattin nein sagt vorm Traualtar. Dann kriegt man eine Entschädigung von 500 Euro.

Kann man diese Versicherungen auch bei dir erwerben?

Alexander: Nein. (lacht)

Wie wird man eigentlich Versicherungs­makler? Wie läuft das ab?

Alexander: Um Versicherungen zu vermitteln, sind natürlich gewisse Schritte notwendig. Man muss mindestens ein Versicherungsfachmann sein, das ist die unterste Ebene. Dann kommt der Versicherungskaufmann, der Versicherungsfachwirt und dann der Versicherungsbetriebswirt. Und dann noch das weitere Studium. Meines Wissens nach muss man mindestens aber den Kaufmann haben, damit man auch die ganze Berufserfahrung et cetera hat, und dann kann man bei der IHK einen Antrag stellen nach Paragraph 34 d. Und damit ist man dann berechtigt, Versicherungen zu vermitteln. Und dann entscheidet man sich, ob man Makler werden möchte oder im Direktvertrieb.

Vielen Dank für das Gespräch!

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